Lübecks Versöök mit den Verkehr

Hier is een Leeserbreef vun mi to en Bidrag in de Lübecker Norichten, de an den 26.1.2022 afdruckt weer: “Fackenburger Allee: Diese Parkplätze fallen durch den Verkehrsversuch weg”. In de Fackenburger Allee will de Stadt utprobeern, woans dat löppt wenn de Autos weniger und de Footgänger, Fohrrööd usw. mehr Platz kriegt. Wat mi wunnert hett, dat sä so ut as wenn’t blots üm Parkplätz güng.

Parkplätze, is dat denn worraftig dat Wichtigste in Lübeck? Klor, wenn ik mol dorhen mutt mit’n Auto, denn frei ik mi wenn ik dor en Platz finnen kann un ni wiet loopen mutt. Blots, dat gifft je ok noch anner Saaken as blots Autos: Footgänger, Lüüd op Fohrrad, Busse, Taxi, un wis noch dat een oder anner wat mi nu ni infallt. Un denn sünd se bang, dat de Auto nu in de Neebenstraaten föhrt. Tja, woso gifft dat wull düssen Versöök? De gifft dat, wat sik gau wat ännern mutt! Een Stadt is doch ni för de Autos buut worrn, de is för de Minschen dor. Un de wüllt ok mal lank de Straat gohn ohn sik antobölken wenn dat so luud is, se wüllt ok mol buten sitten un ni blots Autoluft insuugen. Kiek mol no Barcelona, dor sünd de noch radikaler, un de Minschen hebbt markt, dat sik dat ohn Autoverkehr veel beeter in’e Stadt leeven lett. Wenn Herr Rohlf nu seggt, dat kunn man ok blieven laaten un dormit veel Geld spooren, denn hett he de Zeitung vun Sünndag noch ni leest (“Unsere Zeit läuft ab”) oder ni verstahn. Wat kost uns dat, wenn wi nix doot? Hunnert un dusend mol mehr as wenn wi nu endlich in’ Gang koomt und toseht, dat dat Klima ni ganz bargdaal geiht. Dat is wull richtig wat Harbeck dor seggt hett: “Das wird nicht ohne Zumutung zu haben sein”. Wat is wull billiger: ni mehr so veel Parkruum un den Twang sik mol to överleggen, woans uns Leeven ok anners loopen kunn, oder “den jetzigen Zustand … belassen” (Rohlf) und in 10 oder 20 Johren is uns Welt en gans, gans anner as hüüt?

Kooken deelen

Wodennig deel ik en Kooken in dree Stücken und all sünd tofreeden? Geiht dat? So, dat keen meent, he oder se is to kort koomen? An’n Enn dörf keeneen schalu1 sien op de annern. Un all schüllt se marken, dat se dat best Stück kreegen hebbt.

Jo, dat geiht. Dat hebbt jüst twee Mathematiker rutfunnen un denn hebbt se doröver en Bidrag schrewen un rutbröcht:

Haris Aziz, Simon Mackenzie (2017): A Discrete and Bounded Envy-Free Cake Cutting Protocol for Any Number of Agents.

Laat uns man dree Kinner utsöken. De mööt feine Naams hebben, en beeten Klischee mutt je sien! Dat sünd Hannes, Telse un Maren. De dree sitt tosomen un fiert wat. De Kooken steiht all op’n Disch un schall nu Eeten warrn. Keen will dat lüttst Stück kriegen, is je klor. Also mokt se en bannig figelliensch Ümgang, dat se all tofreeden sünd achterran.

Hannes dörf anfangen, he is de Öllste vun de dree un kann good snieden.

A. Hannes nimmt dat Mess und schnied de Kooken in dree Stücken, so dat he meet, jeedeen Stück is as good as dat annere. Eendoont wat kümmt, Hannes is tofreeden mit en Stück vun de opsneeden Kooken.

B. Telse mutt nu ran un sik twee Stücken dorvun utkieken. Denn mutt se seggen, wat för een vun de beiden ehr best Stück is. Dat annere is denn tweete Wahl.

Vun dat dorte best Stück mutt se nu en lütt beeten afsnieden, so dat se meent, nu sünd ehr beid Stücken gliek. Wat se afsneeden hett, kümmt erstmool to Sied un ward wegleggt.

C. Nu is Maren an de Reeg. Se dörf sik vun de dree Stücken wat utsöken. Dat Stück dörf se behooln, dat is nu ehr Kookenstück. Se is nu all tofreeden, denn se hett vun dree Stücken Kooken dat kreegen, wat se an besten lieden much.

D. Telse dörf sik nu ook en Stück utsöken. Se harr sik je vörher all twee Stücken utkeeken, de se an besten lieden much. Un se schull dat eene trecht snieden, so dat dat een as good is as dat annere. Hett Maren nu Telses afsneeden Stück nohmen? Denn griept Telse ehr anner Stück, wo se toerst seggt harr, dat dat ehr tweete Wahl ist. (Man dat weer je nu as good as dat annere, se hett de beiden je gliek mokt). Hett Maren Telses tweete Wahl wegnohmen? Denn mutt Telse sik je ehr eerste Wahl griepen, wo se wat vun afsneeden hett. (Man dat is jümmers noch ehr best Stück vun de dree). Hett Maren dat drütte Stück nohmen, wat Telse ni so good lieden much? Denn ward Telse ok ehr best Stück to Faat kriegen. Telse is nu tofreeden, denn se hett en Kookenstück kreegen, wat för se wunnerbor ist.

E. An’n Enn kann sik Hannes dat Stück griepen, wat över is. He harr je meent, he harr de Kooken so opsneeden, all dree Stücken weern as good as de annern. Un dat afsneeden Stück is je all weg, dat hett Telse oder Maren. So blifft för Hannes en Stück över, wat he trecht sneeden harr un lieden much. He is ook tofreden.

So, nu hebbt wi je noch en afsneeden Stump dor liggen. Dat mutt ook noch opdeelt warrn.

F. Nu schall Maren dat lüürlütte Stück (man villicht is dat ok grötter) so opsnieden, dat se meent, dat is good opdeelt. Se keem je achterran, se kunn nix opsnieden. Nu dörf se ok mol wat dörchsnieden.

G. Telse söcht sik nu en Stück dorvun ut un kann dat behooln. Se is denn wull selig. Se kunn een vun ehr best Stücken kriegen un kunn dat een so trecht snieden, dat beid gliek verdeelt weern.

H. Hannes griept sik nu ook en Stück. He hett nu en best Stück un en beeten opto. Wunnderbor! He harr je all de Kooken gerecht opdeelt un hett nu noch wat dorto.

I. Toletzt kriegt Maren, wat över is. Se harr je sneeden un meen, all dree sünd good. Se is denn ok tofreeden! Se hett ehr best Stück un wat opto, dat se sülm so sneeden hett, dat dat gerecht weer.

So, nu hett jeedeen wat vun den Kooken un keen mutt schalu sien op de anner. All hebbt se ehr best Deel kreegen. So kann de Kooken noch beeter smecken!

Ji hebbt en Kooken, de op mehr as dree Lüüd opdeelt warrn schall? Na, denn mööt ji dat Papier dor boven leesen. Denn hebbt ji wat to doon un weet achterran, wo dat geiht! Blots, mehr Lüüd heet ok mehr snieden un lang tööven bit allns opdeelt is …

Ach so, ji köönt sik dat ok in’t Net ankieken, dor is dat man blots op Engelsch, en heel scheevschen Dialekt vun’t Plattdüütsche!

All Biller sünd vun thenounproject.com: H Alberto Gongora (Hannes), zidney (Telse), Daria Moskvina (Maren) und angelina fara (de Kooken)


  1. wanlöfsch, niedsch (eifersüchtig) 

Vun de Tieden

Wo heet dat? Heet dat letzt Johr oder verleeden Johr? Is dat nächst Week oder tokoomen Week? Is dat en Ünnerscheed, dat ik ut Sleswig-Holsteen bün un ni ut Neddersassen oder annerswo?

All bi Johann Hinrich Fehrs is dat ni gans klor. Seggt he letzt Johr oder verleden Johr? He brukt se beid in sien Dörptsroman “Maren” (rutkoomen 1907):

  • “Du warrst in de letzt Tiet so stümperig”
  • “Du hest in de letzten Weken woll veel an eer dacht”
  • “in de letzten Daag”
  • “tein Tonnen Haver stalen Di in ‘t letzte Jaar de Dregunners”
  • “blot in de letzten Stunnen harrn sik noch en paar …”
  • “de letzten Weken harrn eer allerlei Noot maakt”

Meist brukt Fehrs dat Woort letzt man as toletzt:

  • “As se toletzt de Fedder dalleggen dee …”
  • “toletzt harr se de Ogen wiet apen”
  • “so meen he denn toletzt, se harr sik …”

Man, he brukt ok verleeden:

  • “noch 90 Mark schüllig an Zinsen för verleden Jaar”
  • “wat se verleden Jaar un in ‘n Winter leert harrn”
  • “Richtig, dat weer Dönnerdag, verleden Week”
  • “un dochen hett dat verleden Nacht wedder lüüdt”
  • “de harr verledden Nacht sinen Ruun sadelt” (jo, mit Dobbel-d)
  • “verleden Winter”

Wat is wull de Ünnerscheed? Ik kann keen sehn. Dat is ni eentüüdig. In Mensings Sleswig-Holsteensch Wöörbook ut de 1920er/30er-Johren gifft dat lets. Dat ward dor man meist brukt as dat lets/letzt:

  • dat letzte Brot
  • de letzt mokt de Döör to

Aver ok dat Bispill in’e letsen fief Johr is dor to leesen. Dor gifft dat ok annerletzt = “beim letzten Mal”/”neulich” (ik segg dorto nüülis). Bi verleden schrifft Mensing:

ver-leden ver-leen , ver-leegen (Kellinghusen, Eiderstedt),
auch: vleeden (Wilstermarsch, Krempermarsch,
Grafschaft Rantzau, Flensburg), fläten (Eutiner Klenner 1903 u. 1905)
Adjektiv. „vergangen”; mittelniederdeutsch ‘vorleden’, Partizip zu
vorliden. Das Wort ist
heute noch geläufig in den Verbindungen ‘verleden Jahr’
und ‘verleden Week’, seltener in Verbindung mit andern
Zeitbestimmungen (verleden Hars, Winter, Sommer,
Ostern, Maand, Sünndag) und nur
vereinzelt ‘verleden Nacht, Abend, Dag’ (dafür ‘güstern
Nacht, güstern Abend, güstern’). As du verleden Daags
hier weerst „gestern” (Angeln). ‘verleden Jahr’ vereinzelt
auch „vorletztes Jahr” (Norderditmarschen).; vgl. ‘vörig’
olen Kees von güstern un frische Botter von
vleen Jahr (Elbmarschen).

So schient dat egens klor to sien. Wi in Sleswig-Holteen seggt meist verleeden Johr/Week un ni so veel letzt Johr. Dat süht so ut as wenn de letzt (sic!) Utdruck vun Hochdüütsch inwannert is, villicht.

So is dat denn wull ok mit tokoomen Johr oder nächst/nääst/neegst Johr. Dat gifft ok neegen Sünndag, man dat ward hüüt ni mehr brukt.

Un wat seggt de Lüüd vundag dorto? Ik heff op Quidder (“Twitter”) frogt:

  • laste un taugen (seggt @MichHeinrich ut Cloppenborg)
  • leste un tokomen (seggen de Grotöllern vun @Flusswoelfin ut Oosfreesland oder de Wesermarsch), Tante un Onkel seggt ok letzte/nächste
  • vöriges un tokoomen (oder token) (seggt @QuastHarsefeld ut de Stooder Gegend)
  • anne oder tauken Johr (seggt @SchmeesC ut Ostfreesland)
  • fläten un tauken (seggt @natusamisia ut’t Emsland)
  • lesste un naichste (seggt @KathrinHenschel in’t Mönsterland)

Dat is en bunte Mischen ut Wöör, de mit verleeden/tokoomen tosoomen hangt und ok vun letzt/nächst koomt. Wat richtig un wat verkehrt is, dat kann en ni weeten. Ik glööv, letzt/nächst is all so lang in’t Plattdüütsch, dat dat all Platt is. Düsse Wöör hebbt wi övernoomen un de torecht kaut, nu höört se sik Platt an … un sünd ok Platt worrn. Aver, wi wüllt de anner schönen Utdrück ni vergeeten:

  • annerletzt
  • anner Johr/Daag

Also, bi’t anner Mool!

Plakken

Dat is en Plakken:

Anner Lüüd seggt dorto „Badge“. Dat is engelsch un heet Afteeken, Mark (Deenstmark), Kennteeken. Mit een Woort: Plakken. Un worüm brukt wi dat? Dat is so scheun eenfach. Mit een Woort un’n beten Klöör kannst du veel seggen. So as:

Dat is doch wunnderbor. Platt is för Nörds, de köönt ok mit modern Teknik ümgahn! Machst du mehr weeten? Kiek hier: shields.io

Wiehnachten

(Ein Artikel aus Otto Mensings “Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch” von 1934)

Wiehnachten1 = „Weihnachten”.

Alter Dativ Plur. Fem. (eigentlich „zu den weihen Nachten” = „in den heiligen Nächten”) als Nominativ gebraucht, noch jetzt als Plural empfunden (nix to Peepernööten, de Wiehnachten sünd ut2), daneben aber bereits zum Singular umgestaltet (de Wiehnacht is ut), im Volksmund auch zum Maskulinum geworden (dat weer ‘n slechten Wiehnachen3: „gedenkst du noch an einen Weihnachten?”), immer, wenn es „Weihnachtsgeschenk” bedeutet (he hett ‘n schönen Wiehnachen kreegen).

Dat Jahr is narrms so lang, Wiehnachten is ümmer to kort4

Dat süht ut na en düstere Wiehnachten (Schweres steht bevor; sprichwörtlich)
(Angeln)

Dat beetert sik as de Schiet to (de Dreck vör) Wiehnachten5

Häufige Wetterregel:

Witte Wiehnachten, gröne Ostern; gröne Wiehnachten, witte Ostern6

En gröne Wiehnachten, en soore Paasch7

Seltener:

En dunkle Wiehnachten, en helle Schüün; en helle Wiehnachten, en dunkle Schüün8 (Hollingstedt)

Scherzhaft als Abweisung auf die Frage: Wo is de her?

5 Mielen achter Wiehnachten9
(Flensburg)

Auf die Frage: Wonehr weer dat?

Dat weer twischen Wiehnachten un Eckernför10

Bräuche

1. Vorweihnachten (Adventszeit)

Am 1. Advent steckt man an ein Tannenbäumchen ein Licht und singt dazu Adventslieder; an jedem folgenden Advent wird ein Licht hinzugefügt. Am Nikolaustag (6. Dezember) oder in den letzten Tagen vor Weihnachten stellen die Kinder einen Schuh, einen Pantoffel, einen Stiefel, eine Mütze oder einen Teller vor das Fenster oder vor die Schlafstubentür oder unter das Bett in der Hoffnung, am nächsten Morgen kleine Gaben darin vorzufinden11.

In einigen Gegenden (Süderdithmarschen) wird ein Strumpf vor das Fenster gehängt. In der Adventszeit ziehen Kinder ärmerer Leute (früher auch Erwachsene) von Haus zu Haus und singen vor der Tür oder auf der Diele ihr Lied, um Gaben einzusammeln. Sie bitten um en beeten to Wiehnachten oder um en Wiehnachtsstuut (Angeln) oder en Pummel (Fehmarn).

In Dithmarschen hieß das beeden12 oder jetzt umsingen13. Der Bittspruch hieß:

Arm Lüüd ni ‘n beeten mitdelen? Lewer Gott seegent rikelt un duppelt weller14

Der Bauer oder seine Frau stand selbst auf der Diele hinter dem Tisch und teilte die Gaben aus. Vielfach wurden diese Spenden als ein Anrecht betrachtet. Die Bitte hieß:

Ik wull mien Geld giern afhalen
(Eiderstedt)

In den Tagen vor Weihnachten erscheinen auch Kinder mit dem Rummelpott15 und die Steernlöper16. In der Adventszeit wurde überall geschlachtet, gebacken und gebraut. Unter dem Gebäck spielte das Figurenbrot17 eine große Rolle. Braune Kuchen18 werden noch heute in vielen Familien meist nach überliefertem Rezept hergestellt. In den letzten Tagen erscheinen unter dem Fenster vermummte Gestalten mit einer Glocke und fragen, ob die Kinder auch artig gewesen sind und was sie sich wünschen (Nordfriesland).

Früher pflegten in den letzten Tagen vor Weihnachten die Kaufleute ihre Kunden zu beschenken.

2. Weihnachtsabend

Mit Dunkelwerden wurde das Festgericht verzehrt, bei dem jeder soviel essen durfte, wie er konnte. Daher hieß der Weihnachtsabend (wie auch der Neujahrsabend) Vullbuuksabend19. In den Städten gab es Karpfen und hinterher Förtchen20; auf dem Lande Stockfisch und dicken Reis (mit ‘n düchtigen Botterpool in ‘e Merrn un mit Kaneel un Sucker bestreit) (Norderdithmarschen) und dann ebenfalls Förtchen oder es gab bunten Mehlbeutel mit gekochtem Schinken. Zum Essen wurde vom Bauern auch der Schuljunge eingeladen, der im nächsten Sommer als Junge dienen sollte (Scherrebek).

Vor der Bescherung werden die Kinder in ein dunkles Zimmer eingesperrt, und ein Klingelzeichen ruft sie dann ins Festzimmer; s. Kling-geest21. Vor Einführung des Weihnachtsbaumes wurden im Festzimmer, und teilweise auch schon beim Essen Leuchter aufgestellt mit einer Hauptkerze in der Mitte und drei Seitenarmen22. Die Lichter waren mit buntem Papier geschmückt23 (Grötlicht). Über die Einführung des Weihnachtsbaums im 19. Jahrhundert: siehe Dannenboom24.Vor der Bescherung brachten die Kinder einen Eimer Wasser und ein Bündel Heu auf die Hofstelle für den Esel des Knecht Ruppert (Angeln, Norderdithmarschen). Auch die Tiere im Stall be- kamen an diesem Abend besonders gutes und reichliches Futter25 (Fehmarn, Norderdithmarschen). Auch stellte man vor die Krippe ein Licht26 (Pinneberg).

Zuweilen wurde nach Eintritt der Dunkelheit auch geschossen (Stormarn). In einigen Gegenden Schleswigs wurde am Weihnachtsabend ein großes Wagenrad ins Dorf gerollt („Weihnachten einrollen27“). Im Kloster Preetz wurde noch nach der Reformation in der Christnacht Gottesdienst abgehalten, bei dem von den Klosterfräulein das Christkind gewiegt wurde. Als man den Brauch abschaffen wollte, ereignete sich die bei Müllenhoff28 verzeichnete Sage.

Nach dem Essen wurde das Weihnachtsevangelium und zuweilen noch ein Stück aus der Hauspostille gelesen. Dann wurde ein Gesang gesungen. Darauf wurde um Pfeffernüsse und Äpfel Karten gespielt.

Am Weihnachtsabend darf die Hausfrau nicht aufstehen, weil sonst die Hühner nicht gut brüten (Bornhöved). Um zwölf ging man in den Stall, um zu sehen, ob die Kühe zu Ehren des Christkindes aufstehen würden (Norderdithmarschen29)

3. Weihnachtstage

Am Weihnachtsmorgen begrüßte man sich:

Ik wünsch en fröhliche Wiehnachten, veel Glück un Seegen un Sundheit un ok en fröhli tokamen Niejahr

und mit dem Dank:

Dank, datsülvige wedder
(Westschleswig)

Auf Helgoland:

Unse Vader, unse Moder, unse Kinder, unse Frunde gode Gesundheit, Gott gley unse Frunde und stuer unse Fiende30*

Allgemein war der Kirchgang. Als Weihnachtsessen gab es Langkohl mit Speck (Swienskopp) oder Mulebrood31. In den Festtagen besuchte man sich gegenseitig und spielte mancherlei Spiele um Pfeffernüsse32. Im Wirtshaus wurde um große Rosinenstuten gespielt (Angeln). In der Weihnachtszeit durfte kein Bekannter fortgehen, ohne etwas genossen zu haben, weil er sonst die Weihnacht aus dem Hause tragen würde. Der Tag nach Weihnachten hieß Afsettddag33.

4. Lieder zu Weihnacht

Juchhe, morgen is Wiehnachten!
Denn köfft mien Vadder ‘n Hering.
Mien Mudder kriggt den Kopp,
mien Vadder kriggt dat Middelstück,
mien Swester kriggt den Steert
un ik krieg de Röögen.
Juchhe, morgen is Wiehnachten.

Verbreiteter ist:

Wenn ‘t Wiehnachten is,
wenn ‘t Wiehnachten is,
denn slacht mien Vadder de Bock34

Aberglaube

Kinder, die am Weihnachtsabend geboren werden, leben nicht lange (Ostholstein). Wer in der Weihnachtsnacht zwischen 12 und 1 geboren wird, bekommt die Gabe des zweiten Gesichts35. In der Weihnachtsnacht kann man den Zukünftigen sehen. Wenn ein Mädchen zwischen 12 und 1 Uhr drei Gläser, eins mit Wasser, eins mit Bier und eins mit Wein auf den Tisch stellt, so wird ihr Zukünftiger kommen. Trinkt er das Wasser, so wird er arm sein. Nimmt er das Bier, so ist er wohlhabend. Trinkt er den Wein, so ist er reich (Holstein36). Um 12 Uhr muss ein Mädchen zwei Lichter in die Hand nehmen und in den Spiegel sehen, dann wird ihr Bräutigam hinter ihr stehen (Dithmarschen). Wirft sie Apfelschale über den Kopf, dann kann sie den Namen des Zukünftigen daraus lesen (Holstein37).

Das Geschirr, das Weihnachtsabend gebraucht ist, wird von den jungen Leuten des Hauses um Mitternacht an einer Wasserkuhle gespült. Dabei erscheinen ihnen dann die Gesichter ihrer Zukünftigen. Wenn sie dann nach dem Haus zurückgehen und ins Fenster sehen, dann erscheinen die Personen des Hauses, die im nächsten Jahr sterben werden, ohne Kopf38.

Im Laufe des nächsten Jahres wird ein Hausbewohner sterben, wenn die Hausfrau am Weihnachtsabend etwas zerbricht oder wenn die Hängelampe herunterfällt (Bredstedt). Wenn beim Essen am Weihnachtsabend ein Bild von der Wand fällt, so stirbt die abgebildete Person bald (Dithmarschen). Am Weihnachtsabend muss etwas Korn ausgedroschen und von dem Stroh dem Vieh etwas gegeben werden, dann gedeiht es im nächsten Jahr gut (Holstein39, Schwansen).

Um die Obstbäume muss man eine Schicht Dünger legen und mit einem Strohseil festbinden. Wenn man dann den Baum tüchtig schüttelt, so trägt er im nächsten Jahr gut (Dithmarschen, Stapelholm). Einen unfruchtbaren Baum kann man zum Tragen bringen, wenn man ihm einen von den Klößen bringt, die am Weihnachtsabend eingesetzt sind (Lauenburg).

In der heiligen Nacht um Mitternacht können die Tiere sprechen. Daher geht der Bauer dann nicht in den Stall, um die Tiere nicht zu stören (Nordschleswig). Wenn die Pferde am heiligen Abend den Kopf hochrecken (Bredstedt) oder hängen lassen (Dithmarschen), so stirbt im nächsten Jahr jemand aus dem Haus. Wenn sie ihn über die Krippe halten, dann nicht. Sie bekommen daher die Krippe voll Futter (Dithmarschen).

Wenn Jerusalems Schuster in der heiligen Nacht einen Pflug draußen auf dem Felde findet, so darf er sich darauf ausruhen (Angeln). Am ersten Weihnachtstag darf man kein Wasser aus dem Brunnen holen, sonst zieht man das Unglück mit herauf. Deshalb wollte am Weihnachtsmorgen niemand der erste beim Teich sein (Lauenburg). Um das Unglück zu bannen, pflegte man als Opfer vor dem Tränken einen Hund ins Wasser zu werfen (Lauenburg). Bäume und Sträucher soll man an dem Tage pflanzen, auf den im gleichen Jahr der zweite Weihnachtstag fällt (Oldenburg).

Zusammensetzungen des Wortes Wiehnachten

1. Wiehnachtenabend, Wiehnachtabend, neuerdings auch Wiehnachtsabend

Wenn ‘t kommt, denn kommt ‘t all op ‘n Maal, sä de Snieder ok, dor kreeg he Wiehnachtenabend twee Paar Büxen to flicken

De sett sik op as Thede Schmidt sien Kater, de wull Wiehnachtenabend keen sööte Melk slappen
(Norderdithmarschen)

Weetst du wat, sä Johann Michel to sien Katt: freeten mien Höhner nich Hackels un denn up Wiehnachtenabend?
(Scherzreim, Husum40)

Kinderlied:

Wiehnachtenabend,
denn geit dat vun baben,
denn klingen de Klocken,
denn dansen de Poppen,
denn piepen de Müs
in alle Lüüd Hüs (in all de lütten Hüs).

Aberglaube:

Wenn et weiht Wiehnachtenabend, so gifft et veele Appeln (Angeln)

2. De Wiehnachtsmann

„Weihnachtsmann”:

Wat hett de Wiehnachtsmann denn bröcht?

Foppantwort:

Wat bringt mi de Wiehnachtsmann? — En Peerd mit ‘n Fleut in ‘n Steert
(Bohnert)

Lewes Kind kruup in ‘t Spind, dat di de Wiehnachtsmann nich findt
(Kaltenkirchen)

Weihnachtsgebete:

Wiehnachtsmann kiek mi an!
Ik bün ‘n lütt Kind, dat nich veel kann.

… oder ausführlicher:

Wiehnachtsmann, kiek mi an,
‘n lütten Jung (Kind, Kerl, Klaus, Pietje, Knirps, Deern) bün ik man.
Veel beeden kann ik ni,
Wiehnachtsmann vergitt mi ni.

Andere Variationen sind:

… veel bringen must du mi

… ‘n paar Nööt geef mi man

… Gott in Himmel vergitt mi ni

oder

Wiehnachtsmann, du lütte Krööt,
bring mi Appeln un Peepernööt,
veel beeden kann ik ni,
Wiehnachtsmann, ach, hau mi ni!

oder

Wiehnachtsmann,
stick de Lichter an up den Steindamm,
dat ik di seihn kann,
puus äwer nich werrer ut,
süs kriegst wat an de Snuut.
(Trittau)

Kinderreim:

Swart witt rot,
Wiehnachtsmann is dood,
wi wüllt em begraben in unsen Poppewagen (Hamdorf)

3. Andere Zusammensetzungen

Kleen Wiehnachtenabend (Bezeichnung für den 23. Dezember)
(Angeln; auch in Dänemark gebräuchlich)

Wiehnachtsbloom (Schwarze Nieswurz; Helleborus niger)
(Hütten)

Wiehnachtsboom (Weihnachtsbaum), auch Dannenboom41

Wiehnachtsdag (Weihnachtstag)

Wiehnachtsknast („derbes Stück Brennholz”, gut gegen die Weihnachtskälte)

Wiehnachtspopp („Figur aus Kuchenteig”)42

Wiehnachtsstuut („Weißbrot, das zu Weihnachten als Spende gegeben wird”)
(Angeln)


  1. Über den Aberglauben in den Twölften s. V, 222 ff. Anderes über Weihnachten s. bei Juid 11. 1063; Kassabend III, 61; Kindjees III, 115; Peersteffen III, 994 f.; Pulterklaas III, 1140; Ruppert IV, 206. Literatur: Handelmann, Weihnachten in Schl.-H. Kiel 1866. ders. Nordelbingische Weihnachten Jb. f. Ldk. 4, 268 ff. 5, 185 ff. Heim. 5, 7 ff. 12. 19 ff. 14, 268 ff. 15, 261 ff. 16, 283 ff. 
  2. s. III, 983 
  3. vgl. Storm, Ges. W. 1, 180 
  4. Holst. 1840 
  5. Holst. 1840 
  6. vgl. III, 911 
  7. s. III, 948 
  8. Hollingstedt (Treene) 1857 
  9. Flensb. 1850 
  10. s. I, 988 
  11. vgl. Fatt H, 35; Sünnerklaas TV, 967 
  12. I, 254 
  13. s. V, 319 
  14. Hochdeutsche Bettellieder s. Jb. f. Ldk. 7, 378 f. 409. Heim. 13, 283. 
  15. s. IV, 187 ff.; auch zu Silvester 
  16. s. IV, 834 
  17. s. Kindjees-popp u. -4üg III, 116. Vgl. Nds. 18, 113 ff. Jb. f. Ldk. 5, 186. 
  18. I, 542 
  19. s. d. 
  20. s. Forten II, 212; Ossenogen III, 907 
  21. III, 168 
  22. vgl. Nds. 11, 104 
  23. Heim. 40, 205; s. Grötlicht H, 498 
  24. I, 675 
  25. s. Heim. 21, 192 
  26. s. Jb. f. Ldk. 4, 275 
  27. s. V, 162 
  28. Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig-Holstein. Hrsg. von K. Müllenhoff. Neue Ausgabe von O. Mensing. Schleswig 1921 (Nr. 264) 
  29. 1850 
  30. 1768 
  31. III, 700 
  32. s. schulwen IV, 427; *Ringelum *IV, 112 
  33. s. I, 84 
  34. s. Book I, 408 
  35. Jb. f. Ldk. 7, 380 
  36. 1840 
  37. 1800, s. Sch. 1, 44 
  38. Urquell 3, 141 aus Tondern 
  39. 1800 
  40. Vgl. Rennlichkeit IV, 84. 
  41. I, 675 
  42. Groth 1, 101; s. Kindjees-popp III, 116. 

Vertell doch mol — Wat för’n Dag!

So, dütt Johr heff ik to’n eersten Mol versöcht, en heel Geschicht op Platt to vertelln. Gor nich so eenfach un ik weet ni wat ik en gooden Schriever bün oder nicht. Se müss je ok kort sien un dramaatsch un besünners un to dat Thema passen.

Nu heff ik de Noricht kreegen. Min Geschicht to „Vertell doch mol“ weer nich good nooch. Nuja, so is dat. In de Schuuflaad wull ik de Geschicht awer ok ni liggen laaten. Also, wat heff ik to dat Thema „Wat för’n Dag“ to vertelln? Lees man sülm:

Windsbruut

He plier ut de natten Oogen na de Kimm. Mööd weer he, aver jammern nütt em nu ok nix. Wat för en dösige Idee! Bi dat dorte Schietwedder röver na dat Eiland! Ieskold weer dat un de Storm huul as en füünsch Uul. An so’n Dag güng doch keen Muus vör de Döör. Un al lang keen Lüüd op’t Water! „Kannst di to verloten“, harr he to sien Broder seggt, „dat ik di de beiden Ringen noch hüüt avend röver bring. Sasst je nicht op dien Hochtied ohn Ring to Kark gahn“. Geev jo keen Klunkermoker op dat lütte Eiland un so harr sien Broder de Ringen op’t Fastland köfft un nu weeren se fertig. He kunn je wull ni weeten, dat de Fähr nu ni mehr seilen de, bi dat Wedder. Anners harr he … ach, to laat. Dat weer spillen Melk. Dat geev keen anner Utweg.

Nu seet he in sien lütten Seilschipp un arbeid sik dörch den Storm na dat Eiland hen. Weer je ni dat eerste Mool, dat he bi grulig Wedder buten weer. „Wo is blots dat dorte dammige Füür?“ schreeg he vertwievelt in de swatte Nacht rin. Op eenmol see he aver´n Lücht. Kunn dat dat Füür vun den Hoben op’t Eiland sien? He stier den Mast rop na de Windwieser. Jo, de Richt weer good. De Bööen schööven dat lütt Seilschipp mit Macht dör de Waagen to de richtige Kant hen. See ut as wenn’t Lücht neeger un neeger keem. „De düstern Wulken üm dat Füür rüm seht meist so ut as Hoor“, brummel he. „Lang Hoor, geel as Bodder“. Un tosomen mit de Brekers vörut kunn een an’n Fru denken, de över’t Water sweeven dee. As’n Windsbruut. De Vertelln keem em in’n Kopp. Ach wat, kann gor ni angahn, weer je wull Inbillen. „Ik bün man blots veel to mööd för so’n Spökenkiekeree“, see he to sik sülm.

De Pricken. Nu muss he de Pricken finnen. Se wiesen em den Weg dörch den Priel na’n Hoben. Dat Lücht wabbel hen un trüch as wenn een mit de Lateern winken dee. „De Windsbruut gifft Teken“, dach he. „Tüünkrom! Geiht je gor ni. So een Füür sit je wull heel fast!“ He puul den Ring ut sien Tasch un bekeek em. Wat, wenn he de Pricken ni finnen kunn? He woor dat Schipp op den Sand setten, de Brekers un de Sand dat Schipp tweihauen un dat woor foorts wegsacken un em in de rusige See spöölen. Keen Ring, keen Hochtied, aver’n Liek! Dor keem mit eens een unbannig Böö un dat Schipp drei sik meist heel un deel op de Sied. Water spööl över em wech. He kunn sik noch jüst duken un fastholen, aver de Ring rutsch em ut de Fingers, bleev kort in de Luft hangen un plump denn piel in’t Water! Dor blitz dat mit ´n mol dichtbi. Een bedüseln Dunner güng dörch dat Schipp. De Mast fung dat Bevern an un mit een Mol see dat ut as wenn dor boven an de Topp een Elmsfüür flacker. See ut so as en güllen Krink.

Mit eens weer dor glatte See. De Storm huul wieder, aver de Waagen weern weg, blots noch’n sachte Küseln weer na. He weer wohrhaftig in’n Priel, achter de Sandkant! Aver dat weer je liekers dat Enn. De Ring weer weg, de keem ni nich wedder. Em weer schwatt vör Oogen. Dat Hobenfüür stunn still, ripp un röög sik ni mehr. Aver sien Been, de klappern un jackeln nu as Reet in’n Wind. Minschenskinner, he kunn doot sien, afsopen mit Mann un Muus!

As he de Fastmoker üm den Pohl smeeten harr un maddelig op sin Koje sacken dee, dach he: „Windsbruut, so’n dumm Tüüg! Elmsfüür, oha! Aver de Ring!“ He full in’n deep Sloop. Buten huul de Storm as geev dat keen Enn. En Blitz schoot in’n Karktoorn güntsiets de Hoben. De Dunner buller so as wenn he de Klocken slaan wull. Un wedder fung de Masttopp dat Lüchten an.

As he opwaken dee, weer de Storm ni mehr so orrig, aver Regen platter daal op’t Deck. He seet sik op, gniedel de Oogen un weer rein bedröövt. He keek na buten. Aver wat weer dat? Op dat Enn vun de Pinn steek en lütte Dings un blinker in’t bleeke Morgenlücht. He stört de Trepp rop na buten … de Ring! Sien Been kregen wedder dat Wackeln un he muss sik daalsetten. Wo kunn dat angahn? Sien Hand bever as he de Ring aftrok un ankeeken dee. Unmööglich! Harr he ni sülm seen dat de Ring in’t Water plump? Oder harr he de Ring sülm dor ansteken? „Düvel noch mol“, see he. „Wat’n Dörchenanner. Tööv mol … de Windsbruut!“ Kun dat sien dat se dat mokt harr? Ne, Tüddelkrom, dat harr he sik wis blots allns inbillt. Weer je temlig laat güstern.

De Hochtied, de beleev he as in’n Droom. As weer he gor ni dor. He vertell nüms wat, anners harr sien Broder je meent, he weer ni ganz klook. Aver ik … ik weet de Geschicht vun en Fru mit blond Hoor. Se het mi allns vertellt un wat för’n Dag dat domols weer. Lögengeschicht?