Suche im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch

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1 Ergebnis:

Bruut

Fundstelle: Band 1 (A-E), Spalte 544
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'Bruut' bei SASS nachschlagen

Geschlecht: f

Hochdeutsch: Braut

Mehrzahlform


Mehrzahl: Bruten

Mehrzahl: Brütens


ℹ seltener:

Mehrzahl: Brüd

Mehrzahl: Brüde

Quelle: Sch. 4, 388


Allgemeine Anwendung


💬 se sünd Frier un Bruut

ℹ stehende Bezeichnung für Brautleute

⟶ Nachweis: Wilstermarsch


💬 to Bruut sien

Hochdeutsch: feierlich um ein Mädchen anhalten

⟶ Nachweis: Eiderstedt

⟶ Nachweis: Dithmarschen

Jahresangabe: 1800


💬 he hett sik'n Bruut updaan

Hochdeutsch: sich verlobt


💬 de'n gode Fru hemm will, mutt sik vörmiddags in't Huus de Bruut utsöken


💬 sök dien Bruut in Stall un nich op'n Ball

⟶ Nachweis: Eutin und Umgebung


💬 de frien will, mutt de Bruut ehr Schosteen roken sehn köönen

⟶ Nachweis: Insel Pellworm


💬 se is so smuck as'n Bruut

Hochdeutsch: hat sich sehr geputzt


💬 se sitt dor as'n Bruut, de nüms halen will

ℹ vom „Mauerblümchen"

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1800

Quelle: Sch. 1, 166

siehe: Stillsittersch

siehe: Hunnmamsell


Allgemeine Anwendung

ℹ jetzt meist von einem untätig, teilnahmlos dasitzenden geputzten Mädchen, das sieh in Gesellschaft nicht zu bewegen weiß; auch wohl „launisch" (Sdtm.), traurig" (Dtm.):


💬 as Bruut harr se nix as Spitzen un Litzen, as Fru hett se man Slitzen ,un Ritzen

⟶ Nachweis: Eiderstedt


💬 dat schient as Bruut bi Licht un Brögam bi Maanschien (bi de Traanlamp)

⟶ Nachweis: alte Grafschaft Rantzau


💬 he is so smuck, as wenn he na de Bruut will


💬 Bruutgahn und Vadderstahn is'n Ehr vör de Lüd un'n Schann för den Büdel

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1840


💬 he hett sik sülm to'n Bruut

ℹ von Selbstlob

⟶ Nachweis: Kollmar


💬 de Bruut seggt: raad mi good, awerst raad mi nich af


💬 ik will di ins weiter helpen, wenn du Bruut büst

ℹ ... sagen Frauen nach geleistetem Freundschaftsdienst (weil Freundinnen der Braut beim Anziehen des Hochzeitskleides zu helfen pflegen)


💬 Martens Bruut kiekt in August to'n Finster rut

ℹ Warnung im November (Martini) zu heiraten, weil dann die Frau in der hildesten Zeit (Erntezeit) in anderen Umständen ist und untätig Zusehen muß

⟶ Nachweis: Bornhöv


💬 de dat Glück hett, geit mit de Bruut to Bett

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1840


💬 langsam mit de Bruut to Bett!

ℹ Mahnung bei jeder Arbeit, die bedächtig ausgeführt werden soll


ℹ Wenn es am Hochzeitstag regnet, sagt man scherzend:

💬 de Bruut hett de Katt ni good fodert

⟶ Nachweis: Kaltenkirchen und Umgebung


💬 he hett'n Bruut in de Sweep

ℹ vom Bauernburschen, der mit der Peitsche zu knallen pflegt, wenn er am Hause seiner Liebsten vorbeifährt

⟶ Nachweis: Segeberg und Umgebung


💬 adüs, Bruut, de Frie is ut

ℹ bei spöttischem Abschied

siehe: adüs


ℹ Als Braut wird auch die Haupttänzerin des Abends bezeichnet:

💬 wat hesst vun Bruut hatt

💬 woveel Brü hesst denn hatt

💬 ... op'n Fasslaamball?


💬 Bruut un Brüdigam slaat sik mit de Füertang

ℹ ... rufen die Jungen neckend hinter einem Liebespaar her


💬 wat kiekst mi an, wat lachst mi to, meenst du, ik bün dien Bruut? Och nee, mien Jung, dat glöv man nich, du hesst so'n schewe Snuut

ℹ scherzhafte Abweisung


ℹ Priamel:

💬 söben Johr up de See, söben Johr keen Veh, söben Johr keen Bruut, dat geit nich gut

⟶ Nachweis: altes Fischerdorf Ellerbek


ℹ Tanzlied (Hochzeitskehraus):

💬 sett de Bruut de Kroon op, nimm ehr'n wedder af, en vergnügte Abend, so mennig bedrövte Dag

⟶ Nachweis: Schleswig

Jahresangabe: 1850

ℹ nach den beiden ersten Zeilen auch:

💬 sett de schwarte Mütz op, dat is de beste Dracht

⟶ Nachweis: Angeln


💬 ut Kinner ward Lüd, ut Lüd ward Brüd, ut Brüd ward Froen un in Handümdreihn mutt de Paster troen

⟶ Nachweis: Eutin und Umgebung


💬 to Kopendörp, to Kopendörp, dor sünd de jungen Brüde

ℹ Fehmarnsches Lied

Jahresangabe: 18. Jh

Quelle: Sch. 4, 388)


💬 Petersill un Suppenkruut wasst in unsen Garen, N. N. is de junge Bruut, ward nich lang mehr wahren

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1800

⟶ Nachweis: Wilstermarsch

⟶ Nachweis: Probstei


💬 büst dull, gah na de Bull, büst gut, gah na de Bruut

⟶ Nachweis: alte Hohnerharde


💬 de Liek un de Bruut mööt ut't Huus herut

⟶ Nachweis: Eutin und Umgebung


ℹ Andere Lieder und Reimsprüche siehe bei:

siehe: Brill

siehe: Grüttmakerjung

siehe: Katt

siehe: anspannen

siehe: Snappsnuut


Erläuterung

ℹ Über die Bräuche bei der Verlobung, siehe:

siehe: Verlööfnis

Erläuterung

💬 de Bruut kümmt

ℹ es war früher Sitte, daß arme (zuweilen aber auch wohlhabende (siehe Heim. 34, 286)) Bräute vor der Hochzeit in Begleitung einer älteren Frau (Bruutfru) mit einem Stock in der Hand und einem weißen „Küssenbür" unter dem Arm von Haus zu Haus zogen, um Gaben für die Aussteuer, besonders Wolle, Flachs, Federn, Linnen einzusammeln

siehe: Bruutkist

siehe: beden

ℹ eine Sitte, die schon 1828 als „schändliche Bettelei" bezeichnet wird, mehrfach von den Behörden verboten wurde und um die Mitte des Jhdts. ganz abgekommen ist (südl. Schlesw., Amt Kronshagen)

Aberglaube

ℹ Ein Mädchen wird im selben Jahr (oder in 7 Jahren) nicht Braut, wenn sie ein volles Pfund Butter oder einen Kuchen anschneidet oder wenn sie das Schüsselwasser bis zum Kochen auf dem Herd läßt (Warnung vor unnötigem Verbrauch von Feuerung)

⟶ Nachweis: Angeln

Aberglaube

ℹ Baldige Verlobung steht bevor ...:


ℹ wenn in einem Hause zuerst eine Schwalbe nistet


ℹ wenn 3 Rosen im Garten gleichzeitig an einem Stiel blühen

⟶ Nachweis: Ostholstein


ℹ wenn die Hausgrille zirpt

Quelle: Sch. 1. 167. 225

ℹ das kann aber auch einen Todesfall bedeuten


ℹ wenn beim Ausblasen der Sarglichter der Rauch in eine Ecke zieht

⟶ Nachweis: Dithmarschen


ℹ wenn ein Mädchen unterm Spiegel sitzt


ℹ wenn die Pfannkuchen Blasen werfen

⟶ Nachweis: Dithmarschen

⟶ Nachweis: Elbmarschen

⟶ Nachweis: Kaltenkirchen und Umgebung


ℹ wenn ein Mädchen das Stück einer Grützwurst zu essen bekommt, in das eine Pflaume gestopft ist

siehe: Bruutwust


Aberglaube


ℹ Bricht einem Mädchen beim Nähen eines Kleides die Nadel ab, so wird sie in diesem Kleide Braut


ℹ Eine heimliche Braut ist im Hause, wenn 2 Lampen in der Stube brennen oder unversehens 3 Lichter auf dem Tisch stehen


ℹ Die Köchin ist Braut, wenn sie das Essen anbrennen läßt


ℹ Die Braut wird Herr im Hause, wenn sie bei der Trauung ihren Fuß auf den des Bräutigams setzt oder den Daumen oben hält

⟶ Nachweis: Herzogtum Lauenburg


⟶ Nachweis: Untreue des Bräutigams hat sie zu erwarten, wenn sie ihm Schuhe schenkt (dann läuft er ihr davon) oder wenn sie ihr Strumpfband, ihre Schürze, eine Haarnadel, den Verlobungsring verliert


ℹ Glück für die Ehe bedeutet es, wenn die Schneiderin beim Nähen des Brautkleides sich mit der Nadel sticht oder wenn es auf dem Wege in die Kirche der Braut in die Kroneregnet (schneit)

siehe: Bruutkroon

ℹ ...Unglück dagegen, wenn die Braut selbst an ihrem Brautkleid näht, wenn der Wagen auf dem Weg zur Kirche stillhalten muß, wenn eine der Brautjungfern verlobt ist.


ℹ wenn der Bräutigam seine Braut aus ihrem Dorf zum ersten Mal in seine Heimat führt, muß er auf den Wind achten


ℹ Mitwind bedeutet Glück, Gegenwind Unglück, da dann die Braut wiederkommen wird

⟶ Nachweis: Nordfriesland


ℹ Durch mancherlei Orakel sucht das Mädchen über die Person, den Namen, den Stand, die Herkunft ihres Zukünftigen und über die Zeit ihrer Verlobung Aufschluß zu erhalten


ℹ Die Gestalt des Bräutigams sieht sie, wenn sie sich in der Neujahrsnacht auf den Herd setzt, aus der Offenbarung St. Johannis liest und dann in den Schornstein guckt

⟶ Nachweis: Stapelholm

ℹ ... oder wenn sie zur selben Zeit sich rückwärts in die Küchentür stellt und einen Liebessegen spricht

Quelle: Mhff. 2 652, 37

⟶ Nachweis: Stadt Husum mit Umgebung


ℹ Auch wenn man das am Weihnachts- oder Neujahrsabend gebrauchte Geschirr (Teller, Messer, Gabeln) um Mitternacht in einer Wasserkuhle rein spült, erscheint das Gesicht des Zukünftigen

⟶ Nachweis: Tondern

Quelle: Urqu. 3, 141


ℹ Den Namen nach seinen Anfangsbuchstaben stellt sie fest durch:

💬 Appelsmieten

ℹ ... den Stand durch Bleigießen in der Neujahrsnacht

siehe: Blie

ℹ ... durch Kartenlegen unter Aufzählung verschiedener Berufe

siehe: Eddelmann

ℹ ... durch Abzählen an den Knöpfen der Kleidung oder Abpflücken von Blumenblättern

siehe: Brüdigamabloom


ℹ Die Richtung, aus der der Bräutigam kommt, sucht man durch Fortknipsen von Kirschsteinen (Ang.) zu erfahren oder dadurch, daß man aus einem grünen Mettelhalm den Saft nach oben schiebt, bis ein Tropfen herauskommt (Trittau), oder indem man in der Neujahrsnacht beobachtet, nach welcher Richtung hin zuerst ein Hund bellt (Holst. 1840)


ℹ Die Zeit der Verlobung erfährt man, wenn man einen goldenen Ring an einem Frauenhaar über einem Glas Wasser schweben läßt: so oft der Ring an den Rand des Glases klingt, so viele Jahre muß man noch warten

⟶ Nachweis: Schwansen


ℹ Ob sie im neuen Jahre Braut wird, sucht das Mädchen dadurch festzustellen, daß sie in der Neujahrsnacht zwischen 12 und 1 Uhr, auf dem Bauch liegend, die Pantoffeln über den Kopf wirft; zeigen diese dann mit der Spitze nach der Tür, so bleibt sie im Hause; liegen sie nach der anderen Richtung, kommt sie als Braut heraus

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1800

Quelle: Sch. 1, 11

siehe: Tüffelsmieten


ℹ Verbreitet ist noch das:

💬 Bruut- un Brögamupsteken

ℹ man steckt 2 Stengel des Johanniskruut unter die Bodendecke und denkt sich dabei ein Mädchen und einen Mann; nähern sich die Stengel beim Weiterwachsen, so wird aus den beiden ein Paar; entfernen sie sich, so wird nichts draus

⟶ Nachweis: Ostholstein

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck

⟶ Nachweis: alte Grafschaft Rantzau

⟶ Nachweis: Schwansen

⟶ Nachweis: Mittelschleswig


ℹ Als Zeichen, daß ein junger Mann eine Braut hat, gilt es, wenn beim Ziehen die Finger in den Gelenken knacken

⟶ Nachweis: Rendsburg und südliche Umgebung Bordesolm


Pflanzenname

💬 Bruut in Haaren

Hochdeutsch: Blutströpflein

wissenschaftlicher Name: Adonis autumnalis L

⟶ Nachweis: Stormarn

ℹ auch:

Hochdeutsch: türkischer Schwarzkümmel

wissenschaftlicher Name: Nigella damascena L

siehe: Greten in't Grön

siehe: Jungfer in't Gröne

siehe: Müschen in de Heed

Orts- u. Flurnamen


Orts-/Flurname: Bruutbarg

⟶ Nachweis: Bordesh

⟶ Nachweis: Hanerau


Orts-/Flurname: Bruutdans

⟶ Nachweis: Koppel bei Schwabe

siehe: Bruutdans


Orts-/Flurname: Bruuthörn

⟶ Nachweis: Erfde


Orts-/Flurname: Bruutkamp

⟶ Nachweis: Albersdorf

⟶ Nachweis: Acker mit Hügel und Steinhöhle, in der die Unterirdischen hausten

Quelle: vgl. Mhff. 2 Nr. 147 u. Anm. S. 527; Nr. 423, 2. Nr. 447

⟶ Nachweis: Seekamp


Orts-/Flurname: Bruutkoppel

⟶ Nachweis: Seekamp

ℹ weil auf dem dort liegenden Stein die Brautleute getraut sein sollen, als es noch keine Kirche gab

Quelle: Mhff. 2 Nr. 147


Orts-/Flurname: Bruutlock

⟶ Nachweis: unergründlicher See bei Husum

Quelle: Mhff. 2 Nr. 149

Quelle: Storm Ges. Werke 7, 49 f


Orts-/Flurname: Bruutsee

⟶ Nachweis: bei Schleswig

Quelle: Sagen b. Mhff. 2 Nr. 149