Suche im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch

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Im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch suchen:



2 Ergebnisse:

Böten

Fundstelle: Band 1 (A-E), Spalte 490
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'böten' bei SASS nachschlagen

Alternativen

alternative Form/Schreibweise: Bötjen

⟶ Nachweis: Süderdithmarschen

Hochdeutsch: Latz

ℹ ... der das Beschmutzen der Kleidung verhindert

Hochdeutsch: Kinderlätzchen

⟶ Nachweis: Süderdithmarschen

⟶ Nachweis: Kellinghusen und Umgebung

⟶ Nachweis: Nortorf und Umgebung

⟶ Nachweis: alte Hohnerharde

siehe: Börtjen

Erläuterung

ℹ Verdeutlicht:

💬 Sewer-Böten

ℹ Auch der obere Teil (Brustlatz) der langen Frauenschürze heißt Böten

💬 Schörten, woneem keen Böten an is, heet Schuten

böten

Fundstelle: Band 1 (A-E), Spalte 491
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'böten' bei SASS nachschlagen

Wortart: schwaches Verb

Hochdeutsch: bessern

siehe: Boot

ℹ vgl. hd. „büßen"

Erläuterung


ℹ Präsens:

💬 ik böt /bö:d/, he bött /böd/


ℹ Präteritum:

💬 ik bött

💬 ik börr

⟶ Nachweis: Mittelholstein

⟶ Nachweis: Ostholstein

⟶ Nachweis: Schwansen


ℹ Partizip:

💬 bött


Übersetzung/Bedeutung 1

Hochdeutsch: ausbessern

Hochdeutsch: flicken

⟶ Nachweis: Netten bei Eckf

⟶ Nachweis: altes Fischerdorf Ellerbek

Erläuterung

ℹ Das zum Netzflicken verwandte Garn heißt:

💬 Bötgoorn

ℹ ... das mittels einer hölzernen Filiernadel:

💬 Bötnadel

ℹ ... in die schadhaften Stellen hineingeknotet wird

Übersetzung/Bedeutung 2

Hochdeutsch: Krankheiten bessern

Hochdeutsch: heilen

Erläuterung

ℹ durch Beschwörung der bösen Geister, die sie veranlaßt haben. Meist in der Verbindung:

💬 raden un böten

ℹ seltener:

💬 stillen un böten

💬 höten un böten

Hochdeutsch: Krankheiten besprechen

Hochdeutsch: durch Bannformeln beheben

ℹ ... und dann auch:

Hochdeutsch: zaubern

Hochdeutsch: hexen

Hochdeutsch: Wetter machen

Quelle: Mhff. 2 Nr. 347

Erläuterung

ℹ absterbend, aber noch ziemlich bekannt, namentlich in der scherzhaften Beschwörungsformel:


💬 ik raad un böt mit Kreienföt (Heisterpöt - Storm.)


💬 ... mit Heisterknaken (Kreienknaken - Storm.)


💬 ... wenn't nich helpen will, kann't (blieben) laten

⟶ Nachweis: Geest der alten Herrschaft Pinneberg

⟶ Nachweis: Stormarn

⟶ Nachweis: Segeberg und Umgebung

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck

⟶ Nachweis: Kiel und Umgebung


💬 ik raad un böt mit Heisterpöt, mit Heisterknaken, schall all de Wehdaag ut mien lütten N. sien Hand rutstaken

⟶ Nachweis: Mittelholstein

Jahresangabe: 1860

siehe: Kreinfoot

siehe: hisslepiss


Erläuterung

ℹ Das Raden un Böten (siehe auch utböten, bespreeken, wicken) hat sich trotz aller Verbote und trotz aller Aufklärung bis heute erhalten. Die Beschwörungsformeln sind zum großen Teil hochdeutsch oder halbhochdeutsch; oft sind sie stark entstellt, weil ein geläufiges Wort an Stelle eines nicht mehr verstandenen gesetzt wurde. Zur Verstärkung des Eindrucks dienen allerlei symbolische Handlungen, wie Streichen mit der Hand, Besprengen mit Wasser, Anhauchen, Spucken, Bekreuzigen u. ähnl. Die Schlußformel lautet stets: "im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes."

ℹ Besprochen werden fast alle Leiden, bes. aber Hautkrankheiten (Rose, Flechten, Warzen, Ausschlag, Geschwülste). Die Kunst des Bötens kann nur von einem Mann auf eine Frau übertragen werden und umgekehrt. Erfolgreich ist sie nur dann, wenn der Kranke von einem Böter (s. unten) des entgegengesetzten Geschlechtes besprochen wird.

ℹ Beschwörungsformeln siehe bei [Adel

Warzenformel

ℹ Warzen bespricht man mit der Formel:

💬 böt, böt, böt, de Krei de hett twee Föt, de Krei de hett en langen Stert, un helpt dat nich, so schaad't dat nich; böt, böt, böt, de Krei de hett twee Föt

⟶ Nachweis: Plön

Erläuterung

ℹ Zuweilen wurden beim Böten mittels Stahl und Feuerstein Funken über der krankhaften Stelle geschlagen und dabei die Formel gemurmelt (z. B. bei Rose):

💬 treck af, treck af in vullen Draff, im Namen usw.

⟶ Nachweis: Tondern

Jahresangabe: 1840

ℹ ... und die Stelle angehaucht

Quelle: Jb. f. Ldk. 8, 85)

ℹ der Brauch des Funkenschlagens ist wohl daraus zu erklären, daß man böten in der geläufigeren Bedeutung „zur Glut anfachen" (siehe unten 6) verstand

siehe: Böter

siehe: Böterie

Übersetzung/Bedeutung 3

ℹ Formelhaft in Verbindung mit möten:

💬 nu is keen Möten un Böten mehr

Hochdeutsch: kein Halten und kein Bessern mehr

Hochdeutsch: alles ist verloren

Allgemeine Anwendung

ℹ In der Wendung:

💬 he mött un bött en beeten na

Hochdeutsch: er half nach

Hochdeutsch: brachte die Sache ins Rollen

⟶ Nachweis: Dithmarschen

Quelle: Groth 4, 96

ℹ ... ist böten mit böten („anfachen", s. unten 6) vermengt

Übersetzung/Bedeutung 4

Hochdeutsch: stillen

Hochdeutsch: befriedigen

Allgemeine Anwendung


💬 nu kannst du dien Lust mal böten

Hochdeutsch: jetzt kannst du dich einmal nach Herzenslust satt essen

⟶ Nachweis: Dithmarschen

⟶ Nachweis: Wilstermarsch

⟶ Nachweis: Itzehoe und Umgebung

⟶ Nachweis: Stormarn


💬 de Lust mutt bött warrn

Hochdeutsch: man muß sich einmal gehörig austoben

⟶ Nachweis: Dithmarschen

⟶ Nachweis: Heikendf


ℹ Auch:

Hochdeutsch: lindern

💬 de erst Nood mutt bött warrn

siehe: Backtrog


Übersetzung/Bedeutung 5

ℹ Technisch:

💬 de Immen böten

Hochdeutsch: die Bienen mit einer gekochten Lösung von Zucker, Honig und Wachs füttern und sie dadurch zur Arbeit anregen

ℹ Imkersprache

⟶ Nachweis: Geest der alten Herrschaft Pinneberg

Übersetzung/Bedeutung 6

ℹ Am gebräuchlichsten ist böten in der Bedeutung:

Hochdeutsch: zur Glut entfachen

ℹ ob es zu dieser Bedeutung aus böten = „bessern" sich entwickelt hat, ist zweifelhaft; vielleicht stimmt es zu ags. betan „stoßen" (vgl. boots)

Allgemeine Anwendung


💬 böt mal'n beeten ünner'n Teekeetel

Hochdeutsch: führe dem Feuer neue Nahrung zu

ℹ ... daß es nicht erlischt; meist naböten


ℹ Dann auch:

Hochdeutsch: Feuer anlegen

💬 wi mööt sach'n beeten in'n Aben böten

Hochdeutsch: einheizen

siehe: inböten


💬 hesst den Aben all bött?

Hochdeutsch: angeheizt

siehe: anböten


💬 he will dat Stroh sparen un bött sien Backaben mit Flass

siehe: Backtrog


💬 de Aben bött good

Hochdeutsch: strahlt große Hitze aus


ℹ Besonders in der Verbindung:

💬 Für böten

Hochdeutsch: Feuer anlegen

ℹ ... auch vom Brandstifter


💬 dat Für böt ik, sä de Goos un dee wat op't les

⟶ Nachweis: Wilstermarsch


💬 ik mutt dor man'n beeten Für achter böten

Hochdeutsch: Dampf dahinter setzen

Hochdeutsch: die Sache beschleunigen


Erläuterung

💬 Bötefür

ℹ Familienname

⟶ Nachweis: Dithmarschen

Vogelstimmen


ℹ Der Schmätzer ruft:

💬 böt Für, böt Für

⟶ Nachweis: Itzehoe und Umgebung

siehe: Fürböter


ℹ ebenso die Rohrdommel

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1862


ℹ und der Regenpfeifer

⟶ Nachweis: Südschleswig


siehe: Keetelböter

Fingerreim

💬 de haut Holt, de driggt in, de bött Für, de kaakt Supp, de lütte Peter (un de lütt Swieneegel - Schw.) itt't all op

⟶ Nachweis: Angeln

Kinderlied

💬 Anna Susanna stah op un böt Für

siehe: Anna