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1 Ergebnis:

bottern

Fundstelle: Band 1 (A-E), Spalte 468
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'bottern' bei SASS nachschlagen

Wortart: schwaches Verb

Hochdeutsch: buttern

Erläuterung

ℹ Die einfachste, früher allg. übliche, bis in die neuste Zeit in kleinen Wirtschaften noch gebräuchliche Art des Butterns war folgende:

ℹ Die frische Milch wurde zunächst durch ein feines Sieb (Seev, Sieh, Sei, Droog - Dtm. Eid. Wschl., Droov Dtm. Eid. Wschl., Teems Dw., Dgrslag Stap.) in ein flaches Holz- oder Tongefäß (Melkbütt, Melksett, Settjen) gegossen und in den Keller gesetzt, wo sie 2-3 Tage stand. Dann wurde der Rahm mit einem flachen, scheibenförmigen Blechlöffel (Rohmkell, Rohmsleef) abgenommen (vgl. afrohmen, affleen) und in einen mit Deckel versehenen Holzbottich (Rohmbütt, Rohmpult, Rohmstann, Melkstann) gefüllt; dieser blieb im Sommer im Keller stehen, im Winter wurde er an den warmen Ofen gestellt, bis der Rahm dick und sauer war. Dann begann das eigentliche Buttern. Der Rahm wurde in das Butterfaß (Botterfatt, Botterkarn, meist einfach Karn) gegossen, ein mit Reifen umspanntes Holzgefäß von der Form eines stumpfen Kegels, von verschiedener Größe, meist etwa 1 m hoch, oben 40 cm, unten 60 cm im Durchmesser. Oben war es durch einen Deckel (Karndeckel) fest verschließbar; der Deckel hatte in der Mitte ein kreisrundes Loch. Durch dies Loch wurde eine Stange (Karnstock, Karnstang, Karnstöhl, Plümper - Dtm., Pümpel - Schw., Stöter - Schwabst.) gesteckt, an deren unterem Ende sich eine vielfach durchlöcherte Scheibe (Karnschiev, Karnrad) befand. Diese Stange, die zum Schutz gegen Hexen früher aus Vogelbeerbaumholz sein mußte (Mhff. 2 Nr. 355, 1), stieß man nun rasch hintereinander ununterbrochen etwa 3/4 Stunden lang in den Rahm, bis sich die ersten Fettklümpchen bildeten:

Allgemeine Anwendung

💬 dat fangt an to bottern

Allgemeine Anwendung

💬 dat fangt an to schiften

⟶ Nachweis: Schwansen

ℹ Nachdem dann die inneren Wände der Karn mit kaltem Wasser abgespült waren, butterte man noch etwa 10 Minuten weiter:

Allgemeine Anwendung

💬 denn is afbottert

ℹ Zuweilen legte man nun noch einen 5-8 cm dicken Knüppel unter den unteren Band der Karn, um durch Schaukeln die auf der Buttermilch schwimmenden Kügelchen zu einer Masse zu verbinden. Die Butter wurde dann mit einem flachen Holzlöffel (Bottersleef, Botterkab - Schw.) herausgehoben und in eine Mulde (Bottermoll, Bottermolg, Bottermull, Bottertrog) gelegt. Hier wurde die noch vorhandene Buttermilch mit einem großen Holzlöffel (Bottermess) herausgedrückt; die Butter wurde gespült und gesalzen, am anderen Tage geknetet und geklopft, bis alle Milch heraus war, dann in walzenförmige Stücke von 1-2 Pfund (Slag) oder in eine andere Form (siehe Botterkopp) gebracht, um entweder an den Butterhändler (Botterkeerl) verkauft oder im Hausstand verwendet zu werden. Für den Winterbedarf bestimmte Butter (Botter inslaan, besonders im August) wurde in Steinkrügen oder in einer großen Steinkruke, die etwa 30-50 Pfund faßte, aufbewahrt.

siehe: karnen

Quelle: Nd. Jb. 4, 87 f.

Quelle: Kock Schwansen 2 250 ff

Erläuterung

ℹ An Stelle der mühsamen Art der Butterbereitung mittels der Stötkarn oder Stockkarn (Pümpelbotterfatt - Schw., Handbotterfatt - Dw.) hatte man schon im 18. Jh. ein etwas bequemeres Verfahren

ℹ Man brachte die Stange mit einer am Balken der Küche befestigten Querstange in Verbindung und bewegte sie durch eine herunterhängende Handhabe in der Art einer Pumpe

Quelle: Sch. 2, 229

Erläuterung


ℹ Außer der Slötkarn gab es die Dreihkarn (Dreihbotterfatt - Dw.), bei der ein Kreuz (Karnkrüz) im Faß mittels einer Kurbel gedreht wurde

⟶ Nachweis: Eiderstedt

⟶ Nachweis: Stapelholm


ℹ Zuweilen setzte auch ein im Botterrad laufender Hund das Ganze in Bewegung. In größeren Betrieben, namentl. auf Gutshöfen wurde in einem großen, weiten hölzernen Butterfaß (Bottertien) ein vierflügeliges durchlöchertes Rad durch ein göpelartiges hölzernes Räderwerk in Bewegung gesetzt, das von einem ausgedienten Gaul (Botterpeerd, Bottertööt) bedient wurde (Bottermöhl).


Allgemeine Anwendung


💬 dat will nich bottern

Hochdeutsch: nicht gelingen


💬 wenn't ni bottrn will, bottert't ni

ℹ Zusatz:

💬 ... un wenn man ok in de Karn schitt


ℹ Beim Kartenspiel:

💬 mien wüllt hüt ni bottern

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck


💬 nu bottert dat awers!

Hochdeutsch: nun geht es vorwärts

ℹ besonders:

Hochdeutsch: nun geht viel Geld ein

⟶ Nachweis: Wilstermarsch


ℹ Drohung:

💬 ik will di wat bottern

⟶ Nachweis: Wilstermarsch

Quelle: Sch. 1, 143


💬 de Wunn bottert

Hochdeutsch: eitert

⟶ Nachweis: alte Hohnerharde


💬 de Klock bottert

Hochdeutsch: geht zu schnell, ist unzuverlässig

siehe: Botterbüss


💬 he hett sik fastbottert

Hochdeutsch: sich festgefahren

⟶ Nachweis: Schwansen


Erläuterung

ℹ Als bottern bezeichnet man auch das Werfen mit flachen Steinen über die Wasserfläche, sodaß sie aufhüpfen

siehe: Botterbrood

Abzählreim

💬 de ole Fru mit'n holten Tähn will mi nix to eeten geben, sloog mi up dat Schullerblatt, hu hu wo bottert dat

⟶ Nachweis: Plön

Jahresangabe: 1840

Arbeitslieder


ℹ beim Gebrauch der Stötkarn:

💬 en Heen un en Hohn un en Tucktucktuck, en Schaap un en Lamm un en Buckbuckbuck, en Söög mit fief Farken, sünd dat ni süss Swien, wat schregen de olen Farken, wat dans dat oll Swien

⟶ Nachweis: Süderdithmarschen


ℹ beim Gebrauch der Dreihkarn:

💬 heidrur'l, heidrur'l krieg'n Farken bin Steert, laat'n lopen, laat'n lopen, he is doch ni veel wert

⟶ Nachweis: Süderdithmarschen


Aberglaube


ℹ Man kann nicht abbuttern, wenn ein Fremder (eine Hexe) stillschweigend die Reifen am Butterfaß zählt; zur Abwehr bindet man einen Zwirnsfaden unter einen Reifen, der dem Zählenden entgeht; er hat dann keine Gewalt mehr über die Butter

⟶ Nachweis: Dithmarschen

Jahresangabe: 1860


ℹ Häufiger wird die Butter durch den „bösen Blick" der Hexen (siehe Botterhex) verhext (versehn); man muß dann mit einer glühenden Eisenstange in den Rahm fahren, dann brennt man die Hexe (Stap.), oder durch einen Schuß ins Faß die Hexe vertreiben (Dtm.)

ℹ Es hilft auch, wenn man ein rotes Tuch oder eine Schürze über das Faß deckt, sobald eine verdächtige Person sich nähert (Hus.) oder ein Hufeisen oder einen Sargnagel unter das Faß legt (Dtm.) oder ein Kreuz auf die Stelle macht, wo das Faß stehen soll (Stap.) oder einen Taler als Opfer ins Faß wirft (Winnert)


ℹ Früher empfahl man als drastisches Abwehrmittel, seine Notdurft ins Faß zu verrichten und alles durcheinandergerührt in die Dranktonne zu schütten

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1797


ℹ Man erkennt die Hexe, wenn man bei geschlossenen Türen zu buttern beginnt; wer dann mit Gewalt ins Haus will, ist die Hexe

⟶ Nachweis: Weddingstedt


ℹ Kommt eine des Hexens verdächtige Prau, um Milch zu betteln, so streut man schnell etwas Salz in die Milch; sonst kann man nicht abbuttern

⟶ Nachweis: Angeln


ℹ Man darf auch das Butterfaß nicht unter einen Balken stellen

⟶ Nachweis: Dithmarschen

⟶ Nachweis: Angeln


ℹ auch soll man beim Buttern nicht singen

⟶ Nachweis: Schenefeld


ℹ Kommt ein Nachbar während des Butterns dazu, so läßt man ihn eine Zeitlang selbst buttern; sonst nimmt er die Butter mit

⟶ Nachweis: Eiderstedt


ℹ Auch darf man die Butter nicht loben lassen

siehe: beropen


Erläuterung

siehe: afbottern

Quelle: Urdsbr. 4

Quelle: 16. Jb. f. Ldk. 8, 94

Quelle: Heim. 4, 85

Quelle: Zs. 45, 121

Quelle: ferner die Geschichten bei Mhff. 2 Nr. 355. 335. 317.