3.4 Verstärkung durch doon (tun)

Sehr gebräuchlich ist im Plattdeutschen die Wiederholung oder Verstärkung des Verbs durch doon (tun). Diese wird aber nur in ganz bestimmter Weise gebraucht. Zunächst dient doon dazu, den Begriff eines Verbs in allgemeiner Form zu erweitern und zu ergänzen:

All wat he drifft und deit
Un dorbi singt he un deit
So snacken un dee’n se (P. V. 12, 10)1
Rund umher alles harkt und daan (F. 3, 339)2
Dorbi woor snackt und spaaßt un daan, dat de Tiet vergüng as in en Droom. (F. 4, 34)3

In Hauptsätzen steht doon heute nur noch neben dem Verb, wenn dieses hervorgehoben werden soll und im Infinitiv an der Spitze des Satzes steht:

Rutkamen deit he ni (W. 9)4
Verdreten deit mi dat graad ni (W. 22)4
Verköpen deit he keenen (W. 144)4
Seggen dee se nix mehr (F. 4, 96)3
Dootscheten deit he sik nich, dor is he veel to vernünftig to (Tr., B. L. 42)5
Verstahn deit se allens (M., T. 53)6

Wenn doon in anderer Form mit einem Verb zusammen in einem Hauptsatz steht, ist es an sich falsch verwendet. Dennoch taucht diese Form der Verwendung oft auf. Sie wird auch gerne im Missingsch und in folkloristischer Weise verwendet (vielleicht sogar bewusst, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen):

Se deen sik verleevt ansehn
Wat dö he sik verfehrn
He … dee sik bald weglachen (P. V. 22, 21)7
Un he dee gruli schimpen up de beiden (P. V. 22., 45)7

In Nebensätzen dagegen ist die mit doon umschriebene Form ganz allgemein gebräuchlich:

De Koh, de ni birsen deit, kümmt ok na de Melksteed
Nu hebbt wi nüms, de uns de Grütt kaken deit (W. 36)4
Se wüssen gor ne, wo dat an liggen dee (W. 95)4
De Wind wörr ümmer duller, dat de ganz oll Kaat beevern dee (Sehet. 23)8

In allen diesen Fällen hat doon nur den Zweck der Umschreibung und Verstärkung des Verbs. Es erfüllt also die Aufgabe eines Hilfswortes. Allerdings wird *doon’ auch als eigentliches Verb im Plattdeutschen häufiger und mannigfaltiger als im Hochdeutschen verwendet:

Ohm harr em Geld daan (geliehen, F. 4,139)3
Do (gib) mi mol en Rietsticken, de Piep is mi utgohn (Fock, C. C. 20)9
Se dee de Minschen un dat Veeh jo wat an (behexen, Fock, F. 148)10
Un do deit he dat Peerd ’n Toom an (anlegen, W. 261)4
Dat is een Afdoon (Abmachen)
Wat op’n Stock doon (Schabernackspielen)
Dickdoon is mien Leeben, Broder lehn mi en Sössling (Sch. 1, 221)11
He hett bi mi utdaan (Sch. 1, 234)11
He het sik umdaan (gebessert, Sch. 1, 233)11
Verdoner (Prahler)
sik verdoon (groß tun, Sch. 1, 232)11
He deit sik suur as en Worm (Sch. 4, 375)12
Worin deit (handelt) de Herr? (Sch. 1, 234)11
Wat de Pries in England deit, mehr betahlt ji hier ok nich (Tr., B. L. 30)5

(ursprünglich Abschnitt 56 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Plattdütsche Volksböker, Garding 1914 ff.: Band 12 
  2. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 3 
  3. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 4 
  4. Wisser, Plattdeutsche Volksmärchen, Jena 1914 
  5. Paul Trede, Brochdörper Lüd, Garding 1890 
  6. Mähl, Tater-Mariken, Altona 1869 
  7. Plattdütsche Volksböker, Garding 1914 ff.: Band 22 
  8. Schetelig, Lieschen Ströh un ehr Söhn, Garding 1888 
  9. Cili Cohrs, Quickbornbücher 5. Band 
  10. Fock, Fahrensleute, Hamburg 1912 
  11. Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 1 
  12. Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 4