5.8 Subjektsätze

Die Nebensätze können wie im Hochdeutschen Subjekt, Prädikat, Objekt und adverbiale Bestimmungen eines Satzes oder Attribute vertreten. Daraus ergibt sich eine Einteilung der Nebensätze, wie sie vom Hochdeutschen her bekannt ist.

Das hochdeutsche wer zur Einleitung von Subjektsätzen sollte vermieden werden. Im Plattdeutschen sagt man de:

De nix för de Peer to freten hett, mutt ok keen hooln
De wat hegt, de hett wat
De mank de Hunnen is, mutt dor ok mank huuln
De Schaden deit, mutt Schaden betern
De veel fraagt, ward vel wies
De toerst kümmt, de mach toerst malen
De bi den Weg timmert, de hett veele Meisters
De dat Pech rört, de besmitt sik
De sik dor nich na richten wüllt, de künnt gahn (Tr., A 87)1
De mal en schöne Rundsicht hebbn wull, söcht em op (F. 3, 254)2
De so sprickt, versteiht dat Volk nich (F. 3, 255)2
De en goot Geweeten hett, de kümmt doogs inne Döör (Fock, C. C. 12)3

Im Vergleich einmal die zu vermeidende Variante:

Wer mit Hunnertpundslööt smieten wull, much sik angeeben (Gr. 3, 45)4

Schon um 1800 muss der Gebrauch des hochdeutschen wer in bestimmten plattdeutschen Kreisen Eingang gefunden haben, wie folgende Beispiele aus Schützes Holsteinischen Idiotikon zeigen:

Wer den Düvel tom Fründe hett, kann ligt in de Höll kamen (Sch 1, 280)5
Wer Schuld het, de schudert (Sch 4, 78)6
Wer sik Tied lett, kummt ook (Sch 4, 258)6

Zur Einleitung von Subjektsätzen wird statt der Relativpronomen seit langem auch das Interrogativpronomen wokeen (Kurzform ween) verwendet:

Wokeen veel lacht, de mutt veel weenen
Keen ni kümmt, ward ok ni slaan

Auch das verallgemeinernde wat ist sehr gebräuchlich:

Wat’n goot Peerd is, dat sweet bi de Krüff
Wat jung is, dat speelt, wat oold is, dat nöölt

(ursprünglich Abschnitt 106 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Paul Trede, Abel, Garding 1880 
  2. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 3 
  3. Cili Cohrs, Quickbornbücher 5. Band 
  4. Groth, Gesammelte Werke, Kiel 1893 (Unveränderte Nachdrucke 1898, 1909, 1913, 1918, 1920): Band 3 
  5. Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 1 
  6. Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 4