4.23 Stabreim, Gleichklang, Wortpaare

Interjektionen (Empfindungswörter) treten zuweilen in alliterierender Form auf:

Ach wat, Jippel-Jappel! (Geschwätz)
Ripsraps in mienen Sack! (Sch. 3, 278)1
Nix as Quixquax maakt ji! (P. V. 8, 12)2

Durch diese Verdoppelung gewinnt der Ausdruck an Kraft und Nachdruck und damit verbunden an Anschaulichkeit und Klarheit.

Im Plattdeutschen sind diese stabreimenden Formen beliebt. Der Stabreim, also der gleiche Anlaut der Haupttonsilben eines zusammengesetzten Wortes oder mehrerer verschiedener Wörter, wird verwendet um eine Verstärkung des in Frage Stehenden zu erzielen. Oft ahmen diese Wörter Geräusche nach oder drücken in den Lauten aus, wie sich das Beschriebene anhören könnte:

Bullerballer (Grobian)
Lipplapp (einfältiger Mensch)

en ganzen Rippelrei, Sludersnack, Wischwasch, Pietje-patje, Fixfax (Geschwätz)

Kruutkraam
Mangmoos
nippnäsig
snippsnutig
wieswoordig
krickelkrumm
klimperkleen
fieselfaseln
gripsgrapsen
hungerharken
hin hunghangen (zögern)
sinksanken (schaukeln)
slirpslarpen
swickswakken
maak ni so veel Himphamp
se is rech so’n Flillerflaller
von Jickjack kümmt Ticktack

Mit Bett un Bültsack (Strohsack)
mit Büdel un Blaas
mit Bett un Büür (Überzug)
mit Kind un Küken
mit Pick un Pack
mit Pott un Pann
mit Knoll un Knass

He geiht deer Kraut un Kraft …
… deer Murt un Moor
… över Stieg un Stegelsch
… över Grüpp un Graben
… wat Toom un Toegel holen kann

Dat is so Muus as Mau …
… so Schüffel as Steel

dat laat mien Saak un Sorg weesen
In Spliddern un Spöön
in Keed un Klaben
ahn Stock un Stütt
op Stick un Stunn
keen Stump un Steel
ni Koorn oder Krööm
keen Lieh un keen Lüch
nix as Scheev un Schinn
mit Grint un Grant verteehrn

Lungern un luern
denken un doon
rippen un rögen
fiecheln un fiem
to Wrack un Wrack weesen
wunner wat weeten

Gah dien’ Gang!
Dat is so liek as lang …
… krumm as en Krink
… platt as en Pannkoken
… rund as’n Rad
… kort un krall
… kreesig un kribbelig
… glatt un glei
… sach un sinnig
… wiss un woll
… breet un breesig

Stief op sien Stück
piel un pall gegen de Wand an
Wat’n Weg un Weeder!

Sehr in die Ohren fallend und darum den Ausdruck kräftig hervorhebend sind auch die vielen durch Endreim oder Gleichklang (Assonanz) verbundenen Wortpaare:

Mit Hütt un Mütt …
… Hüün un Perdüün
… Sack un Pack
… Husch un Snusch
… Huus un Kluus
… Kuck un Muck
… Riet un Fliet

Över Knick un Rick …
… Heid un Weid
… Stubben un Knubben

In Gruus un Muus …
… Gniddern un Fliddern

Luter Husch un Gnusch
ut Rook un Smook
veel Hach un Plach
rastern un schrastern
huchein un kücheln
jammern un klammern
hullern un bullern
murrig un knurrig
pusselig un dusselig
wiet un siet
rubberig un knubberig

Verwandte Laute und Wörter werden aber auch ohne Stabreims und Gleichklang gerne gepaart, weil man durch solche Wortpaare auch die dazu gehörenden Vorstellungsinhalte verstärken kann:

veel Angst un Verdreet
Striet un Wedderdeeg
keen Tall un Enn
ahn Stippen un Mucken
all de lütten Huken un Eck
köpen för’n Ei un Appel
dat is mien Egg un mien Ploog
de Düvel un sien Pumpstock
he güng dör Roggen un Flass
langsam un stüddig
happig un nietsch
jalpsch un lichtflünkig
week un fee (weichmütig, scheu)
dick un fett
huppern un beevern
hulen un blarrn
günsen un jaukern
mallen un jachtern
snacken un swiestern
dat mummel un pissel dörnanner

Vielfach stehen auch die beiden zu einem Paar verbundenen Wörter in Gegensatz zueinander. Durch die Gegensätzlichkeit wird auf das Denken und Empfinden der Hörer ein besonders nachdrücklicher Einfluss ausgeübt

Von Oort to Enn
von Höten to Föten
von Hoor to Hack
von binnen un buten (Binnenland un Waterkant)
von achtern un vörn
dick un dünn
heel un deel
ni half un ni heel
se böden em ni dröög un ni natt

(ursprünglich Abschnitt 90 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 3 
  2. Plattdütsche Volksböker, Garding 1914 ff., Band 8