4.15 (Scherzhafte) Ablehnungen und Drohungen

Ebenso häufig wie Scherze in Frage und Antwort sind die (nicht immer) scherzhaften Ablehnungen und Drohungen. In diesen Beispielen wird der oft derbe und grobe Charakter deutlich, den das Plattdeutsche manchmal haben kann. Das Vorurteil sollte spätestens jetzt als falsch entlarvt werden, dass die plattdeutsche Sprache so niedlich sei und sich auf Plattdeutsch immer alles so harmlos anhört, was auf Hochdeutsch ein echtes Schimpfwort ist (vgl. Schiet/Schieter versus Scheiße/Scheißer).

Eine besonders häufige ablehnende Antwort auf dumme, aufdringliche oder unbeliebte Fragen (oder WĂĽnsche) beginnt mit “Gah hen un …” und wird mit einem Imperativ fortgesetzt. Dabei ist die Bedeutung des Wortes gah nicht unbedingt immer mit gehen zu ĂĽbersetzen. Es bedeutet oft auch einfach tun, also dass etwas getan werden soll (z.B. gah sitten = setze dich; “tu dich setzen”) und bezeichnet so einfach eine beginnende Handlung.

In der heutigen norddeutschen Umgangssprache findet sich dieser ablehnende Ausdruck wieder in “Geh doch, wo du wohnst!” Dieser wird nicht nur negativ, sondern auch scherzhaft gebraucht. Im Plattdeutschen gibt es viele Möglichkeiten, jemanden in dieser Form abzulehnen:

Gah hen un klei di!
Gah en un legg di (un deck wat Ooles över)
Gah hen un giff de Katt en beeten!
Gah hen un segg, wat de Katt den Wettsteen bröcht harr!
Gah hen un steek den Kater Hei op de Rööp!
Gah hen un melk de Höhner un steek den Hahn Hei op!
Gah hen un grööt de Höhner un vergeet den Hahn ni!
Gah hen un fleit de Höhner wat vör un fiedel op de Hoffdör!
Gah hen un staak Boddermelk to Böön!
Gah hen un grööt dien Grootmoder un segg, se schull ni ehr Pannkoken backen, ehr se Mehl harr
Gah hen to Huus un grööt Möhm un segg, dat du dor west büst
Gah hen na’n Maand un plück Steerns!
Gah hen na Buxtehuud, wo de Hahn mit’n Steert kreiht
Gah hen un melk den Bullen
Gah hen un segg, wi harrn all’n Katt

Andere Formen sind:

Gah to’n Düvel, an’n Galgen
Gah na de Göös
Gah an de GrĂĽtt
Gah to Huus, dien Modder will di waschen un (mit’n Brootmess) kämmen
Gah un lick Swetschen [Pflaumen
Gah to Huus un back di wat

Drohungen nehmen oft Formen an, die das Unmögliche beschreiben und sich einer bildlichen Sprache bedienen. Damit wird deutlich gemacht, wie stark die Ablehnung ist. Bilder sagen mehr als tausend Worte:

Du schast vunabend barfoot to Bett un mit Pannkoken todeckt warden!
So’n Muul maak man, denn kriggst ok en Wust mit’n Band an!
… denn schast du de Musik wull lehrn
Du kümmst ok noch blind von de Welt un doot in’t Sarg!
O, wat hest du doon, du hest de Katt de Melk utslappt, de Kater schall di kleien!
Dat müchs wull, Greet, dat du smuck weerst un harrs’n Mann, den du lieden müchs!
Ik schull mi von’n Schaap bieten laten, wenn ik en Hund in de Tasch heff!
Snack morgen mehr un övermorgen den ganzen Dag!
Eerst kaam ik un denn kaam ik noch mal un denn kaamt’n ganz Reeg Schuufkoorn un denn kümmst du noch lang ni!
Scheer di na Güntsied günt, wo de Hunn mit’n Steert Grütt freet!
Du dröömst wull von natt Eeten un dröög Drinken!
Dat is ok wahr (hest Recht), Klaas, koop di’n Bullen, denn brukst du nich to melken

(ursprĂĽnglich Abschnitt 82 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)