5.10 Objektsätze

Objektsätze treten besonders nach den Verben des Wissens, Sagens und Denkens und in den abhängigen Fragesätzen auf. Allgemeiner noch als bei den Subjektsätzen sind bei Objektsätzen die interrogativen Pronomen gebräuchlich, statt der relativen Pronomen. Auch hier sollte man sich vor dem hochdeutschen wer hüten und de verwenden:

De sik in’n Drank mengt, den’ freet de Swien
De Lust hett to danzen, den is lich opspelt
De oppen Karkhoff liggt, de deit nix mehr weh (Tr., A. 98)1
De dat anröögt, den dreih ik dat Gnick üm (F. 2, 340)2
Wat’n ni in’ Kopp hett, mutt’n in’e Fööt hebben
Wat de Buur ni mutt, dat deit he ni
Wat de Buur ni kennt, dat fritt he ni
Wat se mi will, dat weet ik ok nich (M., T. 78)3

Eerst kunn Sterlau dat nich klook kriegen, wokeen em sin Stuuv so smuck maak (F. 4, 27)4

Se wüss doch nich rech, mit wokeen vun de beiden se dat hooln schull (Schet. 100)5

De Schriever müss nu genau berichten, wokeen Herrschaften hüüt dor west wieren (Kl., L. 1,33)6

Ik will di wiesen, wonem de Timmermann dat Lock laten hett

Segg mal, woneem snacken ji denn von? (Tr., Br. L. 37)7

Ik weet noch ni, wannehr he trüch kümmt

Wi Dörplüüd hebbt dat in’t Gefühl, wonehr de Naver bitreeden mutt (F. 2, 266)2

De Jung müss vertellen, wodennig as he dat menen dö

He weet, wo dat Laken schoorn is

Nü müch ik doch weeten, wo de Weg hengeiht, sä de Voss, do keek he in’t Muuslock

Detelf wüss ni rech, wa dat to gahn much (Gr. 3, 17)8

Die indirekten Rede und Frage wird in der plattdeutschen Sprache vielfach nicht verwendet. Stattdessen wird die direkten Form gebraucht. Sehr typisch ist dabei auch das häufige verwenden von sä he, dach ik, meen ik u.ä.:

Un ik säch noch, sä ik, do dat ni!
Ik meen, so geiht dat gor nich
Se dach: Dat harr noch leeger warrn kunnt

Kommen indirekte Formen vor, werden sie durch wat eingeleitet:

Prööv du, wat dat ok hitt is, seggt Hinnerk to Klaas, ik heff mi de Snuut al verbrennt

Wer weet, wat ik em gor wedder fang (W, 1)9

He keek sik oftins üm, wat he ok alleen weer (F. 2, 160)2

Komm mit, wüllt mal sehn, wat se dor ok Wiehnachenabend fiert (Lau, K. 97)10

Mi schall verlangen, wat se dat Dings woll anfaat (M. T. 41)3

Wi weet ja gornich, wat Mariken em ok lieden mag (M., T. 102)3

Wi warrt je sehn, wat Du Wuerd hüllst (Kl, L. 2, 158)6

Du musst mi erst seggen, wat Vadder bald kümmt (Schet. 40)5

Harm froog em, wat he denn ok wuss, wat dat op sik harr (Fock, H. G. 121)11

Ik wull jo so geern weeten, wat he rett wüür (Kl, L. 13)6

Eerst hebb ick em ganz still un geruhig froogt, wat he unsen Jann rett harr (Kl., L. 13)6

Im Altsächsischen stand in solchen Sätzen die Konjunktion ef, of, im Mittelniederdeutschen oft(e), eft(e), ift (holländ. of, engl. if). Da der Klang dieses Wortes Ähnlichkeit mit dem hochdeutschen ob hat, konnte sich dieses um so leichter im Neuplattdeutschen einbürgern. Es kommt entsprechend häufig in der Literatur vor und wird dem plattdeutschen wat manchmal vorgezogen:

Do fraagt de Wirt em, ob he wat to eeten hebben will (W. 39)9
Do fraag he, ob he nich op den Wagen stiegen kunn? (Gr. 3, 9)8
Denn föhl he vür, ob ik dat ni gliek oder bald hergeeben kunn (F. 2, 303)2
Ik much wull weeten, ob se noch an’n Leeben is (Tr., Br. L. 55)7
Morrn wier ehr Geburtsdag, ob he denn ok wull kamen deed? (Kl, L. 1, 128)6

(ursprünglich Abschnitt 108 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Paul Trede, Abel, Garding 1880 
  2. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 2 
  3. Mähl, Tater-Mariken, Altona 1869 
  4. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 4 
  5. Schetelig, Lieschen Ströh un ehr Söhn, Garding 1888 
  6. Kloth, De Landrathsdochder, Garding 1885 
  7. Paul Trede, Brochdörper Lüd, Garding 1890 
  8. Groth, Gesammelte Werke, Kiel 1893 (Unveränderte Nachdrucke 1898, 1909, 1913, 1918, 1920): Band 3 
  9. Wisser, Plattdeutsche Volksmärchen, Jena 1914 
  10. Fritz Lau, Katenlüd, Garding 1910 
  11. Hein Godenwind, Hamburg 1912