3.10 Kombination von Präposition und Adverb

Ein Adverb zu setzen, wenn schon eine Präposition von gleicher oder ähnlicher Bedeutung vorausgeht, gilt im Hochdeutschen als überflüssig, wenn es auch in der zwanglosen Umgangssprache nicht ganz ungebräuchlich ist:

Er arbeitete sich durch die Menge hindurch
Er rannte aus dem Zimmer hinaus, in die Stube hinein

Im Plattdeutschen ist diese Verdoppelung sehr verbreitet und gilt als besonders eindringlich. Durch das nachgestellte Adverb wird das Gesagte noch einmal in einem Wort zusammengefasst oder näher bestimmt und dadurch dem Ausdruck größere Kraft verliehen:

von nu af an
üm em rüm
bi em rüm
vor de groot Deel to (W. 80)1
se slaapt bet morgens to (W. 148)1
so bi Johanni rüm (Lau, K. 53)2
gröön anmaalt un mit’n Johrtall up (Lau, K. 100)2
wat harr dor allns in de Kiepen rin müsst (Lau, K. 100)2
se weer wiet von Dörpen heer (F. 3, 43)3
sünd se em ut’e Macht rut? (F. 3, 56)3
en ganze Reeg Biller mit Goldrahms üm (Tr., B. L. 93)4
sien Lakenschjack mit de groten sülbern Knööp in (M., T. 87)5
sien Meerschuumpiep mit dat sülbern Beslag up (M., T. 87)5
de Uhr noch in de Uhrfick mit so’n lang Gebammel an, un ünnen de Hoos noch mit’n Klink in (Kl., L. 1, 10)6
in de Kaat, wo Abel so lang in wahnt harr, wull keen Minsch wedder rin (Tr., A. 30)7

Besonders häufig findet sich vor dem Hauptwort eine Präposition, die mit dem Adverb zusammen die Richtung bezeichnet (ein Phänomen, welches im Dänischen ebenfalls typisch ist):

ut’t Finster rut (dänisch: ud gennem vinduet)
na’n Boom rop (dänisch: op ad træet)
över de Muur röver (dänisch: op over muren)
üm dat Huus rüm (dänisch: rundt om huset)
lank de Ledder rop
dör de Plank dör
över’n Kopp weg
lank dat Dack dal (dänisch: ned langs taget)
ünner de Brüch dör (dänisch: ind under broen)
de Hund leep vör em op
nu mutt he to Lock an (P. V. 12, 42)[^PV12]
na de Stuuv rin
na See to
na’t Finster rin
achter’n Diek rut
na’n Diek rop
achter’t Huus lank slieken
na Oosten to
na’t Dörp to
he langt na de Tasch rin
he över Hals un över Kopp na’n Bett rut (M., T. 18)5

(ursprünglich Abschnitt 62 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Wisser, Plattdeutsche Volksmärchen, Jena 1914 
  2. Fritz Lau, Katenlüd, Garding 1910 
  3. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 3 
  4. Paul Trede, Brochdörper Lüd, Garding 1890 
  5. Mähl, Tater-Mariken, Altona 1869 
  6. Kloth, De Landrathsdochder, Garding 1885 
  7. Paul Trede, Abel, Garding 1880