5.17 Kausalsätze

Die Kausalsätze geben einen Grund, eine Ursache oder ein Mittel an. Im Hochdeutschen werden sie durch “da, weil, indem, weswegen, weshalb“ eingeleitet. Man kann auch das Adverb „zumal“ voranstellen und lässt dann die Konjunktion weg.

In der plattdeutschen Umgangssprache Holsteins werden kausale Nebensätze meist gänzlich weggelassen. Man stellt die Gedanken gleichwertig in der Form von Hauptsätzen nebeneinander und überlässt es den Hörern oder Lesern, die logische Beziehung herzustellen:

Laat uns to Huus gahn, dat ward reegen
Sin Grootmoder hett he ni wedder sehn, de is bald doot bleeben (Gr. 3, 6)1
Ik mag veel lever en lustig Kinnelbeer, dor fallt ümmer en nett Tass Kaffi bi af (F. 3, 11)2

Daneben ist der Gebrauch der Konjunktion dat üblich, die besonders nach Gemütsbewegungen in begründenden Nebensätzen auftritt:

De Blitz müss di drapen, dat du di bi son swoor Wedder besopen hest (Fock, C. C. 33)3

Wat is denn mit di los, dat du so laat noch op de Been büst

Aus dem Friesischen ist um dat (niederländisch “omdat”), aus dem Dänischen för dat entlehnt:

Se wull de Börgers un de Raad bestraam, för dat se harrn de Stadt anne Herzogligen veraden (J. A. 9)4

Treten andere Konjunktionen auf, dann sind sie dem Hochdeutschen entnommen. Dazu ist auch das mittlerweile ganz allgemein gebräuchlich gewordene wiel (weil) zu rechnen, ein Wort, das es im Niederdeutschen als Konjunktion in Kausalsätzen nie gegeben hat …

Wiel de Sünn bald ünnergahn wull, so fraag he, ob he dor … Nacht blieben kunn (Gr. 3, 10)1 (besser: De Sünn wull bald ünnergahn. So frag he, wat he dor … Nacht blieben kunn)

Ik heff em bi mi steeken, wiel de Kuhlngröver ni dor weer (F. 3, 182)2 (besser: Ik heff em bi mi steeken, de Kuhlngröver weer ni dor)

Dat he em Sünnabend de Hüür nich bröcht harr, wiel em dat noch nich möglich west weer (Tr., Br. L. 59)5 (besser: He harr em Sünnabend de Hüür nicht bröcht, dat weer em noch nich möglich west)

Dat ist blot nich so to sehn, wiel ik en Plattdüütschen bün (M., T. 5)6 (besser: Dat ist blot nich so to sehn, ik bün je en Plattdüütschen)

De Buer visenteer de groot Döör noch mal un stütt de Fork dorgegen, wiel dat de Wind dor graad op stünn (Schet. 22)7 (besser: De Buer visenteer de groot Döör noch mal un stütt de Fork dorgegen, de Wind stünn dor graad op)

He … harr ut Lust un Leev dit Geschäft wählt, un nich, wieldeem em to anner Lihrwark de Anlagen fehlen (KL, L. 1, 17)8 (besser: Dat Geschäft harr he vun Lust un Leev utsöcht, to en anner Lihrwark harr he nich dat Tüüg)

Un he sweeg still, wiel de Kleukere nogeben deit (Fock, H. J. 83)9 (besser: Un he sweeg still, denn de klöker is, de gifft sik)

Gänzlich hochdeutsch ist auch die Konjunktion dor (hochdeutsch „da“) in Kausalsätzen. Diese Konstruktion ist unnötig und falsch:

Jan Meth sin Fru … harr sik verwunnert, dat se nu eerst keem, dor se den ganzen Dag op ehr luurt un ehr nu kuum mehr vermoden (Gr. 3, 219)1 (richtig: … dat se nu eerst keem. Se harr den ganzen Dag op ehr luurt …)

Na Fierabend ann Warkeldag much he nich, do he weni in Wörn bekannt weer (Gr. 3, 91)1 (richtig: Na Fierabend ann Warkeldag much he nich, he weer je weni in Wörn bekannt)

De Pasterfamilie höll Umgang op Hartmannshof, dor Diedrich Hartmann de riekste un angesehnste Buer int ganz Amt wier (KL, L. 1, 10)8 (richtig: De Pasterfamilie weer geern op Hartmannshof. Diedrich Hartmann weer de riekste Buer in’t Amt un Grootlüüd weer dat)

Ut’n Grafenstand sünd slecht plattdüütsch Geschichten to schrieven, dor nich jeden Stück Tüüg övern Lief to pass to kriegen is (KL, L. 1, 17)8 (richtig: Ut’n Grafenstand sünd slecht plattdüütsch Geschichten to schrieven, nich all Tüüg is övern Lief to pass to kriegen)

Dorher wullen Fritz Broder un ik em nich afraden, dor he hier Lust to harr (KL, L. 1, 18)8 (richitg: Fritz Broder un ik wullen em nich afraden, he harr je so veel Lust dorto)

Hier verpuust de Oll sik, dor he so veel Wüür lang nich op’n mal maakt harr (KL, L. 1, 19)8 (richtig: Hier verpuust de Oll sik, he harr lang nich so veel Wüür op’n mal maakt)

(ursprünglich Abschnitt 115 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Groth, Gesammelte Werke, Kiel 1893 (Unveränderte Nachdrucke 1898, 1909, 1913, 1918, 1920): Band 3 
  2. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 3 
  3. Cili Cohrs, Quickbornbücher 5. Band 
  4. Jihann Aadulf un sien Lüd. Dresden u. Leipzig 1910 
  5. Paul Trede, Brochdörper Lüd, Garding 1890 
  6. Mähl, Tater-Mariken, Altona 1869 
  7. Schetelig, Lieschen Ströh un ehr Söhn, Garding 1888 
  8. Kloth, De Landrathsdochder, Garding 1885 
  9. Hamborger Janmooten, Hamburg 1914