3.8 Hinzufügung eines as in indirekten Frage- und Aussagesätzen

Im Plattdeutschen wird gerne in indirekten Frage- und Aussagesätzen nach worum, wo, wodennig usw. ein as (hochdeutsch: als) hinzugesetzt. Das ist ungewöhnlich für hochdeutsche Ohren, die an die hochdeutsche Schriftsprache gewohnt sind, in der solche Worte grammatikalisch streng genommen überflüssig sind. Das ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass diese Form im heutigen Plattdeutsch so gut wie nicht mehr im Gebrauch ist:

He fröggt den Buurn, wat he hett un worüm as he sik so tiern deit (P. V. 8, 37)1 (Er fragt den Bauern, was er hat und warum er sich so ziert)

He fraag em, wo as he sick to verhooln harr (Tr., L. E. 26)2 (Er fragte ihn, ob er sich erholt hatte)

Ik weet nich, wo as sick dat dormit harr (Tr., L. E. 51)2 (Ich weiß nicht, wie es ich damit verhält (?))

De jungen Lüüd snakken dor ’n Woort tosamen, woneebn as se Namiddags hengahn, woneebn as se sick drapen wulln (Tr., L. E. 57)2 (Die jungen Leute sprechen miteinander, wohin sie am Nachmittag gehen wollen und wo sie sich treffen wollen)

Dat weer nich mal to sehn, waneem as se henhaut harrn (Tr., B. L. 89)3 (Das war nicht einmal zu sehen, wo sie hingehauen hatten)

Blot tosehn much ik wul, wasück as Du dat maakst (Tr., L. E. 59)2 (Zusehen möchte ich schon gerne, wie du das machst)

Ik . .. mutt nasehn, wasück un wadennig as de Lüüd hier leevt (Tr., B. L. 75)3 (Ich muss nachsehen, wie die Leute hier leben)

Keen Minsch … harr dor en Ahnung vun, wasücken un wadennig as Jochen dorto kamen weer (Tr., A. 60)4 (Keine Mensch hatte ein Ahnung, wie Jochen dazu gekommen war)

Ik weet nich, wa lang as dat her ist (Tr., L. E. 51)2 (Ich weiß nicht, wie lange das her ist)

Denn harr he dat wul sehn müsst, wa goot as ehr dat leet (Tr., L. E. 16)2 (Dann hätte er das wohl sehen müssen, wie gut ihr das ließ (?))

Nu weet ik, wakeen as dat tohöört (Tr., A. 37)4 (Nun weiß ich, wem das gehört)

Wi weet ne, wikker as ehr hebb’n schall (W. 227)5 (Wir wissen nicht, welche sie haben soll)

He schall … mal oppassen, wekker as dat deit (W. 230)5 (Er muss aufpassen, welcher das tut)

(ursprünglich Abschnitt 60 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Plattdütsche Volksböker, Garding 1914 ff.: Band 8 
  2. Paul Trede, Lena Ellerbrok, Garding 1884 
  3. Paul Trede, Brochdörper Lüd, Garding 1890 
  4. Paul Trede, Abel, Garding 1880 
  5. Wisser, Plattdeutsche Volksmärchen, Jena 1914