Wie in vielen anderen Sprachen, so ist auch das Plattdeutsche zurückhaltend im Gebrauch der Namen Gottes, Christi oder des Teufels bei Ausrufen, Verwünschungen oder Flüchen. Diese Wörter werden stattdessen verhüllt, umschrieben oder verstümmelt und verdreht. Auch für Sterben und Tod werden manchmal andere Wörter und Wendungen gebraucht. So entstehen die Glimpfwörter (Euphemismen), die gefürchtete Dinge umschreiben und abschwächen:
Haal di de Düütscher (Sch. 1, 275)1
… de Droost (Sch. 1, 260)1
… de Kuckuck
… de D … odel (Sch. 1, 227)1
… de Donnerstag (Sch. 2, 82)2Dat di de Düker
… de Draus
… de Deuster
… de Drummel (Sch. 1, 262)1
… de Dönsendör (Sch. 3, 335)3
… de Hamer (Sch. 2, 96)2
… de Krankt! (Sch. 2, 343)2Dat di de Druus haal (Sch. 1, 263)1
… de Krammbecker! (Sch. 2, 342)2Haal em de Buur
Dat du den Buurn kriggst! (Sch. 1,192)1
Ik wull, dat em de un de haal! (Sch. 2, 81)2
Dor kannst du di den op ergeeven! (Sch. 1, 218)1Dat di de -!
Den Deuker ok!
Den Hagel ok!
Dat du den Henker! (Sch. 2,132)2
Bi den Donner!
en Donner ok!
Dat di dat Water un de Wind!
Gotts Blix! (Blitz)
En Donner von Jung, en verdonnerten Jung
Dat is verdoomt (will nicht verdammt sagen) düür! (Sch. 1, 230)1
Dor wurn verdori ole Janmoten an Boord (Fock, H. J. 51)4
Vergeef noch mal to, Junge, du hungrige Wulf, wenn dat ne langt (Fock, H. J. 57)4
De Deutscher haal! (Tr., Br. L. 64)5
Dor kümmt Musche Urjan dor bi em an (W. 171)6
Do kümmt Pöting dar bi em an (W. 189)6
Sühs du wull? seggt de Röhr’nt (W. 220)6
He hett sien Leepel opsteeken
De Engels hebbt em in Slaap sungen
Em deit de Kopp ni mehr weh
Bi em hett Petrus an de Dör kloppt
He is al lang in Naberskroog (Nobiskrug)
He is bi’n leven Gott in’t Ellernbrook
Auch auf anderen Gebieten finden sich im Plattdeutschen die Glimpfwörter, wo es sich um bestimmte Körperteile, um natürliche Verrichtungen, um allerlei Gebrechen, um geistige oder sittliche Mängel handelt, denen man eine Verhüllung geben möchte:
De Rock is ehr ut de Foolen (schwanger)
He hett’n Lütten sitten (betrunken)
Se hett natte Fööt
He hett sien Piepenkopp ansmöökt
Se hett’n Bliehoot op
He weet von Gott nix Böös (dumm)
Se is den leven Gott ehr Dummerjahn
He is baben ni seeker (verrückt)
Se is mal ut de Büx (ausgetreten)
Mitunter werden auch Zahlen als bequemes Mittel gebraucht, bedenkliche Wörter zu umgehen, oder es wird ein Wort ganz unterdrückt und durch „een“ ersetzt:
He is halvi söben (betrunken)
Nummer elm is rut (schmutzige Nase)
He is’n groten Tüffel-Achtein
Gotts hunnertuntwintig! (Sch. 2, 56)2
Söbenfreeter (Vielfraß)
Elmripp (lang aufgeschossen)
Dat is von Anno een (sehr alt)
Se hett een to veel (betrunken)
Se hett een weg (verrückt)
(ursprünglich Abschnitt 86 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)
- Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 1 ↩ ↩ ↩ ↩ ↩ ↩ ↩ ↩
- Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 2 ↩ ↩ ↩ ↩ ↩ ↩ ↩
- Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 3 ↩
- Hamborger Janmooten, Hamburg 1914 ↩ ↩
- Paul Trede, Brochdörper Lüd, Garding 1890 ↩
- Wisser, Plattdeutsche Volksmärchen, Jena 1914 ↩ ↩ ↩