5.18 Finalsätze

Auch die finalen Nebensätze werden in der plattdeutschen Umgangssprache meist vermieden. Um Absicht oder Zweck auszudrücken, stellt man lieber die Gedanken in Hauptsätzen unverbunden nebeneinander, als das logische Verhältnis äußerlich durch unterordnende Konjunktionen anzudeuten:

Se stell dat in’t Schapp, dat schull ni tweistött warden
He güng to Dörp, he wull sik en Swengel lehn
Laat uns mal rut gahn na’n Goorn, buten ward Di beeter tomoot (F. 4, 60)1

Will man eine Konjunktion gebrauchen, wird typischerweise ein einfaches dat verwendet:

Maak doch to, dat wi noch vöör Middag trech ward
Hool achter fast, dat’t vöör nich utflüggt (Sch. 2, 149)2
Gah ehr na, Trina, dat dat Unglück ni noch gröter ward! (F. 2, 269)3
Dat weer man en Kökendisch mit Deeken verdeckt, dat de Fööt nich to sehn weern (F. 4, 113)1

Der Gebrauch der Konjunktion dormit (damit) kommt aus dem Hochdeutschen und ist nicht typisch plattdeutsch. In allen folgenden Fällen kann dormit einfach durch dat ersetzt werden:

Man sä, se pass dor op gegen de Armen, dormit de gor ni eerst rin keemen (Gr. 3, 308)4

Ik heel se wat stolt inne Hööch, damit he se recht besehn kunn (Gr. 4, 33)5

Allens woor luut verehrt, damit dat Ohr ok wat harr (F. 2, 101)3

Se … staak en beetjen na, damit en Mahltid op’n Disch keem (F. 4, 92)1

Bet dorhen möt wi uns Jungs dorop stüern un tostutzen, damit düsse Dag ehr ni vörsinnt as Slaapmützen (F. 4, 327)1

Denn nehmen wi uns Lücht in de Hand, dormit wi in Düüstern ni de Been broken (Schü. 52)6

Ebenfalls untypisch sind die mit üm – to gebildeten Infinitivsätze. Derartige Satzverkürzungen kommen aus der hochdeutschen Schriftsprache:

Ik stunn jedesmal eerst in Verwunnern still, um mi de Kunst antosehn (Gr. 4, 14)5 (besser: Ik stunn jümmers toerst still un wunner mi, un keek mi de Kunst an)

Wi sünd hier tosamen kamen, üm uns daröver to bespreken, wat to doon is, üm de allgemene Noot aftowehrn (F. 2, 331)3 (besser: Wi sünd hier tohoop kamen, dat wi besnacken künnt wat do doon is. De dörchgahn Noot mutt afwehrt warrn)

Du wullt doch ni Dien Mann utplünnern, üm Dien Familie op’e Been to bringen (F. 4, 89)1 (besser: Du wullt doch ni din Mann utplünnern, dat din Familie wedder op de Been kümmt)

(ursprünglich Abschnitt 116 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)


  1. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 4 
  2. Schütze, Holsteinisches Idiotikon, Altona 1800/06: Band 2 
  3. Fehrs, Gesammelte Dichtungen in vier Bänden, Hamburg 1913: Band 2 
  4. Groth, Gesammelte Werke, Kiel 1893 (Unveränderte Nachdrucke 1898, 1909, 1913, 1918, 1920): Band 3 
  5. Groth, Gesammelte Werke, Kiel 1893 (Unveränderte Nachdrucke 1898, 1909, 1913, 1918, 1920): Band 4 
  6. Anna Schütze, Mamsell, Quickborn-Bücher, Bd. 22/23