Die Auslassung von Lauten (Elision) kann bewirken, dass zwei Wörter zu einem werden. So ist „binnen“ aus „be innen“ entstanden, „baben“ (mnd. boven) aus „be oven“, „buten“ aus „bi uten“, „blang“ (Blangdöör) aus „bi-lank, bilanges“ (entlang, längs), „fakens“ (oftmals) aus „faken ins“.
Auch die Zusammenschmelzung von Wörtern (Synalöphe) ist beliebt:
He kreeg em to faten > he kreeg em faat
Durch Verkürzung des mnd. edder (oder) zu -er und durch Anfügung dieses er an das vorangehende Nomen entstanden aus:
en jaar edder dre > en Jahrer dree
en dach edder vif > en Dager fief
en stucke edder wat > en Stücker wat
Zeit-, Gewichts- und Maßangaben in dieser Form sind im Plattdeutschen sehr verbreitet gewesen, mittlerweile aber kaum noch zu hören:
en Foter söss
en Dalener tein
en Pundener acht
en Manner veer
en Weekener fief
en Mieler dree
en Maler söben
Ferner wird im Plattdeutschen die Aussprache von Wörtern durch Umstellung von Lauten (Methathesis) vereinfacht. Besonders gern wird das r umgestellt und dann auch ausgelassen:
hochdeutsch | mittelniederdeutsch | plattdeutsch |
---|---|---|
Brust | borst | Boss |
Dorf | dorp | -drup, -trup (in Eigennamen) |
dreißig | druttich, dertich, dortig | dörtig |
dreschen, Drescher | dorschen, Dorscher | döschen, Döscher |
dürfen | dorven, drochte | ik droff |
frisch | versch, varsch | — |
Furcht, fürchten | vrochte, vrochten | Fürchtenicht (Eigenname) |
Kruste | korste, kost | Köss |
notdürftig | notdroftich | notdreftig |
Aber auch andere Laute als das r werden umgestellt:
Hackels (Häcksel)
Detelv (Detlev)
Meekelnborg (Mecklenburg)
Wüpsen (Wespen)
dat reegent (es regnet)
dor begeegent (begegnet) em so ’n lütten Kerl (W. 39)1
(ursprünglich Abschnitte 30–32 in Meyers Buch “Unsere Plattdeutsche Muttersprache”)
- Wisser, Plattdeutsche Volksmärchen, Jena 1914: S. 39 ↩