Suche im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch

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1 Ergebnis:

Brand

Fundstelle: Band 1 (A-E), Spalte 503
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'Brand' bei SASS nachschlagen

Geschlecht: m

Hochdeutsch: Brand

Mehrzahlform

Mehrzahl: Bränn

Übersetzung/Bedeutung 1

Hochdeutsch: verwüstendes Feuer

Allgemeine Anwendung


💬 in Brand staken

Hochdeutsch: anzünden


💬 ik kann dat ni in Brand kriegen

Hochdeutsch: es will nicht brennen


💬 dor kamen 3 Slag Lüde bi en Brand: weck to helpen, weck to kieken un weck to stehlen

⟶ Nachweis: Angeln


💬 en Brand brennt ne lang

⟶ Nachweis: Land Oldenburg

Jahresangabe: 1840


💬 loop di man nich in Brand

⟶ Nachweis: Stadt Husum mit Umgebung


ℹ Von einem gut segelnden Boot sagt man:

💬 he löppt as'n Brand

⟶ Nachweis: altes Fischerdorf Ellerbek


💬 he hett de Piep in Brand

Hochdeutsch: betrunken

⟶ Nachweis: Segeberg und Umgebung


ℹ Auch was zum Feueranlegen dient:

💬 ik heff'n lütten Brand in Aben leggt

⟶ Nachweis: Kellinghusen und Umgebung


Erläuterung

ℹ Bei der Ziegelei nennt man den ganzen Inhalt eines Brennofens einen Brand

⟶ Nachweis: Eckernförde

Feuersegen

ℹ Bemerkt man einen Hausbrand, so geht man 3 mal um das brennende Gebäude und spricht dabei:


💬 Herr Jesus nehm sien Stock in Hand un gung dormit öwer See un Land, dormit still he dat Für un Brand, im Namen Gottes usw

⟶ Nachweis: Insel Fehmarn


ℹ Oder hochdeutsch:

Hochdeutsch: so hoch wie der Himmel, so rot wie diese Glut, so stark ist diese Meisterhand, damit beschwör ich diesen Brand

⟶ Nachweis: Insel Fehmarn


ℹ Oder:

Hochdeutsch: Christus ging durch das Land und sah von fern einen Brand; er sagt zum Brand: sollst stille stehn und nicht weiter gehn, im Namen usw.

⟶ Nachweis: Angeln

Jahresangabe: 1800

ℹ (Dabei wirft man etwas Brennendes ins Feuer und geht dann bis über die Knie ins Wasser)


ℹ Oder:

Hochdeutsch: Brand über den Brand wohl über die Glut über die Glut, Feuer stehe still bei Christi Blut, daß du stille stehest und nicht weiter gehest, bis unsere Frau Maria einen anderen Sohn Jesum Christum gebärt, im Namen usw

⟶ Nachweis: Angeln

Jahresangabe: 1800


Aberglaube


ℹ Träumt man von Brand, bekommt man Blut (Hohn) oder eine Leiche (Dtm.) zu sehen


ℹ Wer ein Haus brennen sieht, muß die Nummer des Hauses oder, wenn er es geträumt hat, die Summe der Jahre der auf der Brandstätte angetroffenen Personen in der Lotterie besetzen

⟶ Nachweis: Lunden


💬 Brand setten:

ℹ in die Steinkammer von Erteberg auf Alsen ist „Brand gesetzt"; sie darf nicht abgebrochen werden, sonst brennt der Hof des Besitzers ab

Quelle: Mhff. 2 S. 540 (Anm. zu Nr. 396 f.)


Allgemeine Anwendung


ℹ Scherzhaft oft für:

Hochdeutsch: Bausch

💬 he hett'n Brand (as'n Huus hoch)

💬 he hett'n Brand opladen

⟶ Nachweis: Dithmarschen


💬 he leggt sien Geld in natte Waar (Ware) un doch nich gegen Brand

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1840


💬 he hett all arig wücke Bränn (Branten) to Huus sleept

⟶ Nachweis: alte Hohnerharde


💬 'n Brand mutt lewert warrn, un wenn't ok op'n Böhn is, sä de Jung

Hochdeutsch: du kannst das Saufen ja wohl nicht lassen

Hochdeutsch: heute wollen wir uns mal einen antrinken

⟶ Nachweis: Rendsburg und südliche Umgebung Bordesolm


💬 lewer'n Brand supen as den Kröger wat schenken

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck


ℹ Ein übermäßig lebhaftes Kind nennt man:

💬 en Brand

⟶ Nachweis: Angeln


Flurnamen

ℹ in Flurnamen bezeichnet Brand Rodung durch Feuer:


Orts-/Flurname: böwelste Brand

Orts-/Flurname: Brandheid

⟶ Nachweis: Bilsen


Orts-/Flurname: Brandhorst

⟶ Nachweis: Schwarzenbek


Orts-/Flurname: Brandkamp

⟶ Nachweis: Oldenhütten


Orts-/Flurname: Brandkoppel

Orts-/Flurname: Brandkuhl

⟶ Nachweis: Gönnebek


Orts-/Flurname: Brandrott

⟶ Nachweis: Testorf


Orts-/Flurname: Brandscheide

Orts-/Flurname: Brandsoll

⟶ Nachweis: Land Oldenburg


Orts-/Flurname: Brandstücken

⟶ Nachweis: Geest der alten Herrschaft Pinneberg


Orts-/Flurname: Brandshorn

⟶ Nachweis: Bargen


Orts-/Flurname: Brandwarder

⟶ Nachweis: Land Oldenburg


Orts-/Flurname: Brandenkamp

⟶ Nachweis: Herzogtum Lauenburg


Orts-/Flurname: Brandjen

⟶ Nachweis: Erfde


Übersetzung/Bedeutung 2

Hochdeutsch: Verletzung durch Brand

Hochdeutsch: Brandwunde

ℹ Zahlreiche Mittel empfiehlt die Volksmedizin dagegen, z. B. Blätter des Brandbooms, Saft des Hauslauchs (sihe Huuslook), geschrapte rohe Kartoffeln, Sirup, breitgeklopfte Grünkohlstengel, Erde, mit verbranntem Finger durch die Haare fahren, ihn in den Mund stecken, hinters Ohr, an den Ohrlappen oder in Aufwaschwasser (Schöttelwater) halten

Erläuterung

ℹ Weit verbreitet ist aber auch das „Raten" des Brandes, wobei namentlich die kalte Totenhand eine große Bolle spielt, mit der man den Brand aus der Wunde heraustreiben will. Zahlreiche Formeln mit vielen Varianten sind dabei in Gebrauch:


ℹ a) Man führt die Hand 3 mal um die Wunde und sagt:

💬 Brand, gah in Sand, un nich in Fleesch un Blood

⟶ Nachweis: Segeberg und Umgebung

⟶ Nachweis: Rendsburg und südliche Umgebung Bordesolm


ℹ b) Man legt auf die Wunde ein Blatt vom Brandboom und sagt:

💬 brenn du den Brand as he brennt mien Hand

⟶ Nachweis: Stormarn

Jahresangabe: 1800

ℹ oder:

💬 kole dode Minschenhand dormit still ik Für un Brand

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck


ℹ c) Man nimmt die Wunde zwischen die Hände, haucht sie 3 mal kreuzweise an, spuckt ein wenig darauf und streicht kreuzweise mit der Hand darüber mit den Worten:

💬 Mudder Maria güng öwer de Brügg, se harr en gollen Book in'e Hand, dormit stillt se düssen Brand, im Namen usw.

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1860


ℹ d)

💬 In Gottes Namen! Heet is de Brand, koold is de Dodenhand, dormit still ik düssen Brand

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck


ℹ e) ik güng mal öwer Land, dor funn ik en Dodenhand, un mit de Dodenhand still ik den Brand

⟶ Nachweis: Sarau

⟶ Nachweis: Wankendorf

ℹ Oder:

💬 ik gab öwer Sand un Land, dor begegen mi en dodig Minschenhand, ik nehm de dodig Minschenhand un still dormit Für un Brand

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck

ℹ Oder:

💬 ik gah mit dem Herrn Christus dörch Strand un Land un dormit still ik dissen Brand

⟶ Nachweis: Insel Fehmarn

ℹ Oder:

💬 Brand, Brand, du geist öwer Moor un Land, mit mien geseegende Hand rade ik düssen Brand

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1840


ℹ f) Am häufigsten ist ein in den verschiedensten Fassungen bekannter Spruch, dessen ursprünglicher Wortlaut folgender gewesen zu sein scheint:

💬 Hoch is de Heev (Himmel), rood is de Kreev (Krebs), koold is de Dodenhand, dormit still ik düssen Brand

ℹ Im ersten Vers statt Heev auch Heewen und danach nun im zweiten Verse mannigfache Änderungen, z. B.:

💬 ... söt is dat Leewen

⟶ Nachweis: Insel Fehmarn

💬 ... sied sünd de Gräwen

⟶ Nachweis: Probstei

💬 ... wied (koold) is de Sweewen

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck

⟶ Nachweis: Insel Fehmarn

💬 ... koold is de Steewen, blank (swatt) is de Deegen

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck

⟶ Nachweis: Hademarschen


ℹ g)

💬 De Brand un de Spool güngen to School, de Brand verswünn, de Spool gewünn

⟶ Nachweis: Fürstentum Lübeck


ℹ Auch einige hochd. Fassungen, die z. T. noch an das Plattd. anklingen, seien aufgeführt:

Hochdeutsch: Wunde du sollst nicht bluten noch schwären noch gären wie der tote Mensch in der Erden

⟶ Nachweis: Rendsburg und südliche Umgebung Bordesolm

Hochdeutsch: Jesus Christus mit seinem starken Arm der segne dir den heißen und den kalten Brand, daß er nicht weiter um sich brennt, auch nicht um sich frißt und im Namen Jesu dich wieder verläßt

⟶ Nachweis: Rendsburg und südliche Umgebung Bordesolm

Hochdeutsch: weich aus, Brand, und ja nicht ein, du seist kalt oder warm, so laß dein Brennen sein

⟶ Nachweis: Rendsburg und südliche Umgebung Bordesolm

Hochdeutsch: wie selig ist der Tag, wie selig ist die Stunde, wie selig ist die Wunde, wie selig, was ich sah; du sollst nicht brennen noch schwären, nicht wehe tun noch zehren

⟶ Nachweis: Herzogtum Lauenburg

ℹ Andere hd. Fassungen siehe:

Quelle: Heim. 19, 165

Quelle: Urdsbr. 5, 129

Quelle: Kock Schwansen 8 S. 124


Erläuterung

💬 de kole Brand

ℹ ... ist:

Hochdeutsch: Blutvergiftung

Hochdeutsch: Entzündung einer Wunde

💬 de kole Brand is dor to slagen

ℹ Hochd. Bötformel siehe

Quelle: Urqu. 1, 170

Übersetzung/Bedeutung 3

💬 brand-

ℹ ... als Verstärkung von Adjektiven, oft mit Zurücktreten der eigentlichen Bedeutung:


💬 brandrood

💬 brandgeel

⟶ Nachweis: Schwansen


💬 brandsolt

⟶ Nachweis: Dithmarschen


💬 brandmager

Hochdeutsch: zum Brennen dünn

⟶ Nachweis: Südholstein


💬 branddür


Quelle: Nd. Kbl. 27, 5