Suche im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch

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Im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch suchen:



1 Ergebnis:

Bohn

Fundstelle: Band 1 (A-E), Spalte 411
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'Bohn' bei SASS nachschlagen

Alternativen

alternative Form/Schreibweise: boon

alternative Form/Schreibweise: baun

⟶ Nachweis: Probstei

⟶ Nachweis: Bornhöv

⟶ Nachweis: Land Oldenburg

⟶ Nachweis: Hü

Mehrzahlform

Mehrzahl: Bohnen

Geschlecht: f

Hochdeutsch: Bohne

Übersetzung/Bedeutung 1

ℹ die Pflanze

Erläuterung

ℹ Über Bohnenfunde aus der ältesten Zeit der Besiedelung der Ditmarscher Marsch (bei Durchgrabung der Fahrstedter Wurt b. Marne)

Quelle: Nd. Jb. 16, 56

Arten


wissenschaftlicher Name: Vicia faba

wissenschaftlicher Name: Phaseolus vulgaris

ℹ ... werden oft unterschiedslos genannt:

💬 grote Bohnenen

💬 Peerbohnen

💬 walsche Bohnen

⟶ Nachweis: Dithmarschen

⟶ Nachweis: Angeln


ℹ die Schnitt- und Brechbohnen

wissenschaftlicher Name: Phaseolus multiflorus

ℹ ... werden zusammenfassend genannt:

💬 Kruupbohnen

siehe: Kruupbohnen

ℹ ... früher auch bezeichnet als:

💬 törsche (tösch - Hohn

Quelle: Sch. 1, 130)

💬 törksche Arfen

siehe: Arf

💬 Krüptorscharfen

⟶ Nachweis: Wilstermarsch


ℹ andere Bezeichnungen wie im Hd.:

💬 Brekbohnen

💬 Snittbohnen

💬 Sniedbohnen

💬 Wassbohnen

💬 Stangenbohnen


Allgemeine Anwendung


💬 Bohnen bisteken

Hochdeutsch: die Stangenbohnenbeete mit Stangen versehen

siehe: Bohnstaken


💬 de Bohnen sett good an

Hochdeutsch: versprechen reichliche Ernte


💬 de groten Bohnen hefft Büxen antagen

Hochdeutsch: beginnen zu reifen

ℹ wenn die Schale sich verhärtet

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1800

Quelle: Sch. 3, 330


💬 Bohnen mit Büxen

ℹ ... lassen sich nicht mehr mit Schale kochen


💬 de Bohnen sünd schörr

Hochdeutsch: leicht zu brechen

ℹ von Brechbohnen

⟶ Nachweis: Stapelholm

⟶ Nachweis: alte Hohnerharde


💬 Bohnen striepeln

Hochdeutsch: die Nahtadern abstreifen

siehe: Striepelsch


💬 Bohnen sniepeln

Hochdeutsch: die Enden abschneiden


💬 wat gode Bohnen sünd, de snied't sik vun't sülben

ℹ von Schnittbohnen; übertragen:

Hochdeutsch: gute Menschen tun unaufgefordert Gutes

⟶ Nachweis: Wilstermarsch

Quelle: Sch. 4, 142


💬 dat sünd mien Bohnen

Hochdeutsch: das laß meine Sorge sein

⟶ Nachweis: Wandsbek


💬 plück dien Bohnen man alleen

ℹ Abweisung eines Freiers

siehe: beetern


Bauernregeln


ℹ Bohnen (Kruupbohnen - Ndtm) müssen am Maitag (1. Mai), am Maiabend (30. Apr.; Ndtm.), am alten Maitag (8. Mai; Storm.) gelegt werden; ist der 1. Mai ein Kreeftdag, so muß das Pflanzen auf einen anderen Tag verschoben werden, da die Bohnen sonst vom „Kreeft" aufgefressen werden

⟶ Nachweis: Schwansen


ℹ Der letzte Tag zum Bohnenlegen ist St. Viet (15. Juni; Ranz.)


💬 wenn de Bohnen seggt „plump", denn seggt de Garv „slump"

Hochdeutsch: eine reiche Bohnenernte verspricht eine reiche Kornernte

⟶ Nachweis: Norderdithmarschen


Aberglaube

ℹ Findet sich unter den aufgehenden großen Bohnen eine mit weißen oder gelblichen Blättern, so stirbt bald jemand im Hause

⟶ Nachweis: Holstein

Rätsel

💬 in den Garden stunn en Kutsch, hier en Kutsch un dor en Kutsch, in de Kutsch dor weer en Duuv, hier en Duuv un dor en Duuv, von de Duuv dor flog en Fedder, hier ... usw., ut de Fedder wurr en Bett, hier ... usw., in dat Bett dor slöp en Knecht, hier ... usw., vör dat Bett dor stunn en Weeg, hier ... usw., in de Weeg dor slöp en Kind, hier ... usw.; nu rade, wat is dat?

ℹ = eine große Bohne

Quelle: Mhff. 2 Nr. 651, 7

siehe: Boom

Kinderreim

💬 tuppe tappe tone, dat Swien löppt in de Bohne, de Bukoh in dat lange Gras, de Prute in dat Water platscht, denn roopt se all: to Patsch, to Patsch, to Patsch (to Park, to Park, to Park)

⟶ Nachweis: Plön

Jahresangabe: 1840

Übersetzung/Bedeutung 2

ℹ Die Frucht

Allgemeine Anwendung


💬 Bohnen palen

Hochdeutsch: aus der Hülse nehmen


💬 Hunger maakt rohe Bohnen sööt

⟶ Nachweis: Holstein


💬 he maakt em blaue Bohnen wies

ℹ als Bezeichnung für etwas, was es nicht gibt, vgl. hd.:

Hochdeutsch: blauen Dunst vormachen

⟶ Nachweis: Holstein

Jahresangabe: 1840


💬 up den hebbt se Bohnen döscht

ℹ von einem Pockennarbigen

siehe: baken


ℹ Die eine der Totenglocken in der Kirche zu Lunden (Ndtm.) ruft:

💬 ölm Bohn, ölm Bohn

ℹ ... die zweite:

💬 mien Finger, mien Finger

ℹ ... die dritte:

💬 mien Duum, mien Duum

siehe: Dodenbeen


Aberglaube


ℹ Eine Bohnenschote mit 7 Bohnen (en Bohnsöben), in der Tasche getragen, verleiht Zauberkraft, bringt Glück

siehe: Arf


ℹ Überbeine (Knoten im Handgelenk oder auf der Hand) vertreibt man, indem man vor Sonnenaufgang eine große Bohne, in die man ein Kreuz einkerbt, darauf legt; dann geht man zu einem fließenden Gewässer (einem Bach oder der Nordsee) und wirft die Bohne, die man während des Ganges immer auf das Überbein hält, damit sie warm wird, hinein


Übersetzung/Bedeutung 3

ℹ Das Gericht

Erläuterung


"Grote Bohnen", aus „Saubohnen" (im reifen und unreifen Zustand) mit Milch (Rahm) oder mit Fleischbrühe aufgestobt und mit Bohnenkruut gewürzt, ist das beliebteste Bohnengericht; mit Mehl und Wasser angerührt heißt es:

💬 Bohnen mit Punschen

⟶ Nachweis: Eiderstedt


ℹ In der Marsch bilden ...

💬 „grote Bohnen"

ℹ ... zeitweilig die tägliche Mittagsspeise (daher Bohnenmasch), sodaß sie manchem zum Überdruß werden:

💬 den een Dag et ik Bohnen un Speck, den annern Dag Speck un Bohnen

⟶ Nachweis: Wilstermarsch


ℹ Sie sollen nach dem Volksglauben das Begriffsvermögen und insbesondere das Gehör des Menschen nachteilig beeinflussen; daher die häufige Frage an Leute, die nicht hören können oder wollen oder die sich dumm anstellen:

💬 hesst du (grote) Bohnen eetcn?

💬 du hesst wol (grote) Bohnen in de Ohrn?

siehe: Bohnenstroh

ℹ ... und die Redensart bei [Arf


ℹ Auch die Feldbohnen (Perbohnen) werden gegessen (z. B. zu Bratkartoffeln); wenn die Kinder sie nicht recht mochten, sagte man:

💬 itt man driest to, jede Bohn sett neegen Kraft

⟶ Nachweis: Süderdithmarschen


ℹ vgl. auch die Redensart über die Nährkraft der Bohnen überhaupt:

💬 Arfen un Bohnen sünd Lebenskronen

siehe: Arf


ℹ Schnittbohnen werden in unreifem Zustande auch gern mit Birnen zusammengekocht:

💬 Bohnen un Beern


ℹ aus den reifen Früchten wird gekocht:

💬 Bohnensupp


Allgemeine Anwendung


💬 se hett dat so hild as Mettj, de dree Bohnen to Für hett un sik ne Tied lett, een to pröben

ℹ von Frauen, die es immer eilig haben und doch nicht viel schaffen

⟶ Nachweis: Wilstermarsch

Quelle: Sch. 1, 130


💬 in Sankt Peter kaken se Bohnen un schicken uns de Fucht

ℹ ... sagt man in Eid., wenn bei Südwestwind starker Regen einsetzt

⟶ Nachweis: Eiderstedt

Jahresangabe: 1842


💬 vun Daag kaakt se nerrn

ℹ nämlich an der Elbmündung


💬 de Bohnen, denn kriegt wi hier morgen de Supp

Hochdeutsch: es ist Unwetter im Anzug

ℹ ... wenn die Elbe rollt

⟶ Nachweis: Süderdithmarschen


ℹ Tanzlied, zum sogennanten Bohnenpott gesungen:

💬 wenn hier en Pott mit Bohnen steit un dor en Pott mit Brie, denn laai ik Brie un Bohnen stahn un dans mit mien Marie

ℹ ... oder:

💬 ... un gah (loop - Rdsbg. Dw.; griep - Ndtm. Eid. Bredst.; lang - Hus.) na mien Marie

ℹ 2. Strophe:

💬 Marie, Marie, wat denkst du denn, wat hesst du in dien Sinn? du denkst wol an den groten (de graue - Hus.) Pott mit all de Bohnen in

ℹ 3. Strophe

siehe: Been

ℹ Der ersten Strophe werden zuweilen noch Verse angehängt, wie:

💬 un wenn se denn nich dansen deit, denn segg ik er Adjüs, Marie, Mara, Maruskaka, heiraden doot wi ni

⟶ Nachweis: Probstei


Flurnamen


Orts-/Flurname: Bohnbleken

⟶ Nachweis: Futterkamp


Orts-/Flurname: Bohnenhoff

⟶ Nachweis: Oldenhütten

Jahresangabe: 1724


Orts-/Flurname: Bohnenhorst

⟶ Nachweis: Gr. Vollsted

Jahresangabe: 1724


Orts-/Flurname: Bohnenkule

⟶ Nachweis: Groß-Schretstaken


ℹ Zuweilen ist Bohn in Flurnamen aus Boden (s. Bood) entstanden:

Orts-/Flurname: Bohnenkamp

⟶ Nachweis: Nienstedten

ℹ ... heißt im Erdbuch auch Bodenkamp und bien Herzog sin Boden


Andere Verwendungen


Hochdeutsch: Kaffeebohne

💬 Kaffebohn

siehe: Bohnensupp

siehe: Kaffe


💬 blaue Bohnen

ℹ ... wie im Hd.

Hochdeutsch: Gewehrkugel

ℹ eigentlich die bläulich schimmernden Bleigeschosse, wie sie noch beim Gewehr Mod. 1870 üblich waren, dann aber auch die Nickelstahl- bezw. Kupfergeschosse der modernen Gewehre


ℹ Das Spiel Kroon oder Münt wurde auch Kroon oder Bohn genannt

⟶ Nachweis: Stadt Flensburg mit nächster Umgebung

Jahresangabe: 1850

siehe: Kroon